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Meinung: Wer Unfreiheit sät

Von Elke Windisch

Dass UsbekenPräsident Islam Karimow die Lage im Fergana-Tal angeblich wieder unter Kontrolle hat, kann kaum ein Trost sein. Weder für ihn noch für den Rest der Welt. Denn das Unzufriedenheitspotenzial, das sich seit Jahren angestaut hat, drängt nach Entladung. Ein Macht- und damit ein Regimewechsel sind längerfristig daher unvermeidbar. Doch anders als in der Ukraine oder in Georgien scheinen demokratische Veränderungen in Kirgisien, vor allem aber in Usbekistan eher unwahrscheinlich. Denn statt der weltlichen Opposition, die dort mundtot gemacht wurde, bevor sie sich überhaupt formieren konnte, hat der Islam den Volkszorn aufgefangen. Und dessen Gewaltbereitschaft wächst – wie die Zusammenstöße in Andischan zeigen – proportional zu den Repressalien der Macht gegenüber allen Andersdenkenden.

Entwicklungen, an denen der Westen nicht ganz unschuldig ist. Dass in Usbekistan und in ganz Zentralasien Menschenrechte – und dazu gehört auch das Existenzrecht für die Opposition und unabhängige Medien – systematisch mit Füßen getreten werden, ist nicht neu. Doch Washington, das die usbekischen Militärbasen für die Anti-Terror-Operation in Afghanistan und als sicheres Umfeld für die Ausbeutung der Öl- und Gasreserven Zentralasiens braucht, sieht über einschlägige Demokratiedefizite mehr als großzügig hinweg und rafft sich höchstens, wenn US-Menschenrechtsgruppen Druck machen, zu halbherzigen verbalen Protesten auf. Demokratie und andere westliche Werte werden daher, wenn auch unfreiwillig, vor allem von den selbst ernannten Gralshütern der Demokratie diskreditiert. Dazu kommt, dass westliche Medien Zentralasien – immerhin eine Region von der Größe Europas – bisher weitgehend ignorierten. Im Dunkeln aber ist bekanntlich gut Munkeln.

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