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Meinung: Wer war noch mal John Major?

Von Stephan-Andreas Casdorff

W enn das mal die richtige Antwort ist. Kurskorrekturen, sagt Angela Merkel, soll es keine geben. Alles weiter wie gehabt? Davon hätte die CDU aber gar nichts. Nicht nur, dass sie in den Wahlen von keinerlei Trend profitiert – sie hat vielmehr real verloren. Und es geht immer weiter so. Zu dem, was sie verliert, zählt das bürgerliche Milieu. Das wird ganz allmählich heimatlos, wie es scheint. Oder wendet sich, wie in Berlin, dem säkularen, den bürgerlichen Großstadtliberalen zu: den Grünen.

Ja, das ist eine für sie gefährliche Entwicklung. Eine, die sich gegen die entbürgerlichte CDU wendet, gegen die Partei, die sich nicht einmal mehr selbst kennt. Wäre sie konservativ wie die britischen Konservativen, dann wüsste man so einigermaßen, woran man ist. Aber der Ansatz ist verschüttgegangen, nach Leipzig. Genauer: der Maggie-Thatcher-Ansatz einer Radikalreformerin mit dazugehöriger „Rosskur“ für den Staat. Bestenfalls könnte man sagen, dass sich Merkel verhält wie Thatchers Nachfolger John Major. Der hat auch immerhin sieben Jahre regiert. Aber wie blass er blieb, wie unentschlossen. Ehrenwert, nur inhaltlich unscheinbar. Kennt ihn noch einer?

Nun bringen historische Irrtümer in anderen Ländern die heimischen Konservativen – darf man sie überhaupt noch so nennen? – nicht weiter. Denn, wie gesagt, ihre Klientel in Berlin und anderswo sucht nach denen, die ihr Gefühl von politischer Heimat bedienen. Helmut Kohl konnte das, unnachahmlich. Wolfgang Schäuble bot es dann, kurz, aber erfolgreich, über konservative Inhalte. Und jetzt? Jetzt hat die CDU in Berlin, die Nichtwähler mit eingerechnet, knapp 13 Prozent der 2,4 Millionen Stimmen auf sich vereinigt. Da wären 30 Prozent für die CDU im Bund (ohne Nichtwähler) auch schon ein schönes Ergebnis. Wenn das kein Drama ist.

Und die nächsten Helden stehen schon in der Kulisse. Roland Koch und Christian Wulff haben im übernächsten Jahr Landtagswahlen. Die beiden müssen sich von heute an genau überlegen, wie sie ihre Macht sichern können: gegen die Bundes-CDU, indem sie sich bewusst vom Trend abkoppeln – oder in ihr, indem sie ihr Kurskorrekturen abverlangen. Ihr, der Partei, und ihr, der Vorsitzenden. Die Kanzlerschaft ist dann noch mal eine ganz andere Frage.

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