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Meinung: Werte, die nicht wehtun

Religionsunterricht als Pflicht für alle – das ist den Berlinern nicht beizubringen. Nicht in der Kombination der Begriffe Religion, Unterricht, Pflicht.

Religionsunterricht als Pflicht für alle – das ist den Berlinern nicht beizubringen. Nicht in der Kombination der Begriffe Religion, Unterricht, Pflicht. Schließlich hält die preußische Metropole was auf weltanschauliche Toleranz. Unter dem Eindruck der MultikultiDebatte gibt es aber nun einen rot-roten Konsens, ethische Werte mit Hilfe eines Pflichtfachs zu vermitteln, dessen Name nicht wehtun darf: Die SPD bevorzugt „Werte“-, „Ethik“- oder „Lebenskundeunterricht“, die PDS kommt mit dem Arbeitstitel „Interkulturelle Bildung“. Das klingt verschwurbelt, ist aber Ausdruck eines Wandels: Selbst Postkommunisten suchen die Zusammenarbeit mit den Kirchen und wollen in den Schulen „das Wissensdefizit über Religionen zum Thema machen“, wie es die PDS-Politikerin Carola Freundl in aller Vorsicht formuliert. Sie wären aber keine demokratisierten Sozialisten, schöben sie nicht die Mahnung nach, dass es keinen „Bekenntnisunterricht“ und keine „Indoktrination“ geben darf. Das ist richtig, zeugt aber von wenig Vertrauen in die Lehrer. Guter Religionsunterricht war zumindest in den vergangenen Jahrzehnten nie Mission, sondern Auseinandersetzung. Eine Auseinandersetzung mit den geistigen (und geistlichen) Grundlagen unserer Gesellschaft. Hinzu kommen sollte nun die Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Gesellschaften, aus denen Einwanderer zu uns ziehen. Bis das auch in Berlin funktioniert, findet sich bestimmt noch ein passender, schmerzfreier Name. mah

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