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Meinung: Wie die Armen Krieg führen

Eine der wichtigsten Rollen im Mediengeschäft ist „alt, aber gut drauf“. Was die Rolleninhaber sagen, gilt automatisch als weise und deshalb wahr.

Eine der wichtigsten Rollen im Mediengeschäft ist „alt, aber gut drauf“. Was die Rolleninhaber sagen, gilt automatisch als weise und deshalb wahr. In Deutschland war dafür lange Inge Meysel zuständig, international macht es der sprachgewandtere Peter Ustinov. Neulich hat er im Fernsehen gesagt – und es hätte ja ein Aussetzer gewesen sein können: „Der Terrorismus ist der Krieg der Armen gegen die Reichen.“ Der Satz des reichen Schauspielers wurde aber von den noch reicheren Gästen – Boris Becker, Heidi Klum – mit Riesenapplaus bedacht, und da bot sich eine Wiederholung im Zeitungsinterview an, zu lesen gestern. Daraus folgt: Ustinov meint das wirklich so. Er meint, dass die bettelarmen Ölländer am Golf halb verhungerte Fellachen auf dem Esel in die Zentren des Reichtums schicken, damit sie dort mit letzter Kraft … Nein, das kann er nicht meinen, den Satz sagt er nur, weil er so schwer aphorisierend klingt, ustinovhaft eben. Doch was soll der begeisterte Beifall? Möchte Boris Becker damit andeuten, es wäre nur gerecht, wenn ihm jemand eine Bombe unter den Hintern legte? Bitte nicht! Die Armen im Geiste müssen ebenfalls unbedingt verschont bleiben.

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