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Meinung: Wie wird man würdig?

CLAUDIA SCHIFFER UND DAS HOLOCAUST-MAHNMAL

Es hat etliche durchsichtige und wenige ernst zu nehmende Vorbehalte gegen die Errichtung eines HolocaustMahnmals gegeben. In die zweite Kategorie gehörte die Sorge, fahrlässige oder vorsätzliche Zerstörungen und Verschmutzungen könnten die Gedenkstätte entwürdigen. Das kann man nicht ausschließen. Aber selbstverständlich wird das Mahnmal für die ermordeten europäischen Juden dennoch gebaut. Nun lernen wir, dass der Ort auch anders seiner Würde beraubt werden kann. Etwa dadurch, dass Claudia Schiffer, wohlgemerkt ohne Honorar, in einem Fernsehspot um Spenden für die Realisierung des Bauwerks wirbt. Die Geschäftsführerin der Stiftung für die Errichtung des Mahnmals hat sich in diesem Sinne geäußert, will es aber nicht so gemeint haben. Wir wissen nicht, wie eine Persönlichkeit beschaffen sein muss, um „würdig“ Spenden für diesen Zweck einzuwerben. Frau Schiffer ist 32 Jahre alt und erwartet ihr erstes Kind. In ihrer internationalen beruflichen Laufbahn als Model hat sie, soweit bekannt, das Deutschlandbild in aller Welt eher positiv beeinflusst. In Frankreich würde man der Büste der Marianne wahrscheinlich ihre Gesichtszüge geben. Vielleicht sagen wir einfach, so würdig wir eben können: Danke, Claudia Schiffer. apz

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