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Meinung: „Wir brauchen Leute, die bereit sind mitzumachen“

D iesen Satz vom Mitmachen hat er gerade in der Unionsfraktion unter großem Beifall gesagt, und auf wen er zielte, war klar: auf Stoiber. Der war nicht da, und mitmachen will er auch nicht.

D iesen Satz vom Mitmachen hat er gerade in der Unionsfraktion unter großem Beifall gesagt, und auf wen er zielte, war klar: auf Stoiber. Der war nicht da, und mitmachen will er auch nicht. Michael „Michel“ Glos dagegen, der macht was mit, in diesen Tagen und überhaupt, als CSU-Landesgruppenchef hat man kein einfaches Leben. Das ist so was wie zwischen Hammer und Amboss. Aber Glos, der kann das ab; im Zweifelsfall tut er es ab mit seiner ungeheuren Ironie. Keiner im Bundestag ist so ironisch wie er, und zwar richtig, ohne Ankündigung, so dass die Kollegen oft gar nicht wissen, ob sie nun lachen dürfen oder nicht.

Hohe Schule im Hohen Haus, gewissermaßen, nur führt das leider manchmal eben auch dazu, dass man das Gesagte nicht ernst nimmt. Oder ihn nicht. Metaphern können auch missglücken. Wenn Glos Merkel oder Stoiber zu kritisieren scheint, wie ist das dann gemeint? Selbst langjährige Glos-Interpreten kommen da bisweilen ins Schleudern, aber man kann sich ja austauschen beim allwöchentlichen Weißwurstessen mit dem Chef der Landesgruppe. Und das ist Glos schon seit 1993. Im Bundestag sitzt er, der gelernte Müllermeister aus Franken, seit 1976; damals war er der Jüngste. Heute färbt er sich die Haare, bekennt sich aber gottlob dazu. So viel Selbstironie muss sein.

Dass er schlau ist und auch was kann, im Ernst, hat er über die Jahre immer mal wieder gezeigt. Von ’87 bis ’90 war er Finanz- und Haushaltsfachmann der Fraktion, in dieser Zeit baute er mit an einer Steuerreform und förderte den Subventionsabbau. Als Vizefraktionschef von 1991 an war er für Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr, Energie, Mittelstand zuständig. Glos hat die Bedeutung von standortbeeinflussenden Faktoren wie Lohnentwicklung und Lohnnebenkosten, Steuersätze und Umweltvorschriften zum Thema gemacht. Das kann er jetzt wieder, und er kann es. Davon ist nicht nur Thomas Goppel überzeugt, Staatsminister in Bayern, der gerade gesagt hat, dass es dem Wirtschaftsministerium auch mal ganz gut tue, von einem Fachmann geleitet zu werden.

Richtig, Glos ist Unternehmer, hat den elterlichen Getreidemühlen- und Landwirtschaftsbetrieb übernommen, den inzwischen der ältere seiner zwei Söhne führt, der auch Michael heißt. Für den Landkreis Kitzingen ist Glos übrigens ein Segen: Er lädt immer zu Wanderungen ein. Der Müller ist gern auf Schusters Rappen. Aber er läuft nicht davon.

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