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Meinung: „Wir müssen akzeptieren, …

… wofür sich das irakische Volk entscheidet. Der Gedanke hat etwas Kühnes: Wenn es nach Colin Powell geht, dann könnte der Irak-Krieg dazu führen, dass in Bagdad ein Mullah-Regime herrscht so wie jenes im Nachbarland Iran.

Von Hans Monath

… wofür sich das irakische Volk entscheidet.

Der Gedanke hat etwas Kühnes: Wenn es nach Colin Powell geht, dann könnte der Irak-Krieg dazu führen, dass in Bagdad ein Mullah-Regime herrscht so wie jenes im Nachbarland Iran. Und die Weltmacht würde das hinnehmen, versichert der US-Außenminister. Teheran ist für Präsident Bush ein „Schurkenstaat“. Sind GIs gestorben, damit Saddams Terror durch einen islamischen Gottesstaat abgelöst wird?

Nichts würde Colin Powell, der früher Generalstabschef war, für schrecklicher halten. Nur aus einem Grund erklärt er diese Option für möglich: Damit sie nicht eintritt. Es geht darum, nach der Folteraffäre die letzte Glaubwürdigkeit Amerikas im Irak zu retten. Nicht Besatzer, Befreier wollen die USA sein. Und was beweist die gute Absicht besser als die Möglichkeit, dass die Iraker sich sogar für das Teheraner Modell entscheiden dürfen? Um die Legitimität der USA im Irak ging es Powell auch, als er den sofortigen Abzug der US-Armee in Aussicht stellte, falls die neue Regierung dies nach der Übergabe der Macht am 30. Juni wolle. Bush widersprach.

Es ist kein Zufall, dass Powell die Sätze über die Freiheit der Iraker, das Schlechte zu wählen, in Jordanien ausgesprochen hat. Schon immer waren dem ersten farbigen US-Außenminister die Ansichten befreundeter Regierungen wichtiger als dem Rest von Bushs Kabinett. Und Powells arabische Gesprächspartner warnten die US-Regierung dringend, auch im Nahost-Konflikt müsse sie Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.

Den Krieg, dessen Schaden er nun eindämmen muss, hat Powell nicht gewollt. Wie Bob Woodward („Plan of Attack“) detailliert schildert, war Powell das einzige Regierungsmitglied, das Bush dringend davor warnte, nach einer Invasion des Iraks müssten die USA die volle Verantwortung für die Zukunft des Landes übernehmen. George Bush aber scheint nun nicht gut vorbereitet auf das, was Powell richtig vorhergesagt hat.

Weil Powell trotz seiner Bedenken gegen den Krieg Bush loyal weiterdient, werfen ihm nun manche vor, er habe seine Glaubwürdigkeit verloren. Aber es spricht vieles dafür, dass der Außenminister auch in der Krise seinem Land sehr nützlich ist. Powells erste Grundregel lautet: „It ain’t as bad as you think. It will look better in the morning.“ (Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Morgen früh sieht’s schon besser aus.) Zurzeit kann der Politiker dieses Versprechen dringend brauchen.

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