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Meinung: Wir schrauben nur noch

EXPORTNATION DEUTSCHLAND

Jeden Tag die gleiche Klage: Der Standort Deutschland ist zu teuer, die Löhne sind zu hoch, deshalb brauchen wir Reformen, und der kleine Mann muss Verzicht üben. Das sagen Industrielobbyisten und Ökonomen und warnen, unser Wohlstand sei bedroht. Aber stimmt das überhaupt? Immerhin hat die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr Waren im Wert von 661 Milliarden Euro in alle Welt verkauft – das ist schon wieder ein neuer Rekord. Geht es uns in Wahrheit also gar nicht so schlecht, ist die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit eine Geisterdebatte? Nein. Zwar ist es erfreulich, dass deutsche Maschinen, Chips oder Autos immer noch gefragt sind in der Welt. Und dass jetzt der Aufschwung schon so stark ist, dass der Kursanstieg des Euro ihm nichts anhaben kann. Doch die Deutschen sollten sich nicht in die Tasche lügen. Steigender Export bedeutet nicht unbedingt, dass die Betriebe in der Republik brummen. Im Gegenteil: Im Zuge der Globalisierung haben deutsche Konzerne immer mehr Fabriken im Ausland hochgezogen, wo sie aufwändig und jobintensiv Vor und Zwischenprodukte fertigen lassen. Nur zusammengeschraubt wird noch hier zu Lande, etwa in der Autobranche. Der Verkauf des fertigen Produkts ins Ausland schmückt dann die Exportstatistik – das hilft den viereinhalb Millionen Arbeitslosen aber herzlich wenig. brö

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