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Meinung: „Wir wachsen doppelt so viel wie der Rest“

Ein guter spanischer Schinken soll die angeknacksten politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien verbessern: Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef Jose Luis Zapatero, 45, der am heutigen Donnerstag nach Berlin kommt, wird der Bundeskanzlerin eine Keule vom feinsten spanischen „Pata-Negra“-Bergschinken mitbringen. Kleine Wiedergutmachung für eine voreilige Äußerung Zapateros, der Merkels Wahlabschneiden im Herbst 2005 zunächst als „Scheitern“ belächelt hatte.

Ein guter spanischer Schinken soll die angeknacksten politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien verbessern: Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef Jose Luis Zapatero, 45, der am heutigen Donnerstag nach Berlin kommt, wird der Bundeskanzlerin eine Keule vom feinsten spanischen „Pata-Negra“-Bergschinken mitbringen. Kleine Wiedergutmachung für eine voreilige Äußerung Zapateros, der Merkels Wahlabschneiden im Herbst 2005 zunächst als „Scheitern“ belächelt hatte.

Spaniens sozialdemokratischer Ministerpräsident setzt darauf, dass sich sein Kontakt zu der deutschen Konservativen genauso solide entwickelt wie früher der zwischen dem linken Felipe Gonzalez und dem Christdemokraten Helmut Kohl – auch wenn einige Meinungsunterschiede nicht einfach zu überbrücken sein werden, wie etwa die Übernahme des spanischen Endes-Konzerns durch den deutschen Energieriesen Eon oder die Einbindung der Türkei in die EU, wofür sich Zapatero stark macht. Doch die Gemeinsamkeiten machen ja bekanntlich stark. Vor allem das gemeinsame Projekt, die EU wieder anzuschieben, könnte der deutsch-spanischen Achse neuen Schwung verleihen.

Der dialog- und reformfreudige Zapatero, in dessen Land mit gut 40 Millionen Einwohnern gerade einmal halb so viele Menschen leben wie im größten EU-Staat Deutschland, kommt jedenfalls mit großem Selbstbewusstsein nach Berlin: „Unsere Wirtschaft wächst mehr als doppelt so viel wie der Rest Europas“, triumphiert er. Und dank der üppigen 3,5 Prozent Wachstum werden zudem jährlich rund 700 000 Arbeitsplätze geschaffen – ebenfalls ein Europarekord. Genauso wie Zapatero mit einem mehr als ausgeglichenen Haushalt glänzen kann.

Schlagzeilen machten auch Zapateros gesellschaftspolitische Reformen, für die er in seiner katholischen Nation Gegenwind erhielt: Die Legalisierung der Homo-Ehe, die „Express-Scheidung“ für verkrachte Paare, Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen, die in seinem Kabinett vorbildlich die Hälfte aller Ministerposten besetzen.

Als größten Erfolg kann Zapatero derweil den Waffenstillstand der baskischen Terrororganisation Eta verbuchen. „Aus Spanien ein Land des Friedens zu machen“ – das ist nun sein wichtigstes Ziel für die zweite Halbzeit seiner Amtsperiode. Wenn ihm das gelingt, dürfte er gute Chancen haben, im Frühjahr 2008 wiedergewählt zu werden.

Ralph Schulze

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