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Meinung: „Wir werden als Iraker …

… regieren und nicht nur als Schiiten, wir werden andere Bevölkerungsgruppen mit einschließen.“ Er besitzt den Ruf eines weisen, eines gemäßigten Mannes.

… regieren und nicht nur als Schiiten, wir werden andere Bevölkerungsgruppen mit einschließen.“

Er besitzt den Ruf eines weisen, eines gemäßigten Mannes. Ibrahim al Dschaafari, wahrscheinlich bald Iraks erster frei gewählter Regierungschef, genießt im Lande eine Popularität, die nur von seinem Schwager, dem schiitischen Großajatollah Ali al Sistani, übertroffen wird. Selbst unter Iraks Sunniten, die der 58-jährige Arzt in den vergangenen Monaten als Interims-Vizepräsident und Chef der islamischen Dawa-Partei intensiv umworben hatte, stößt Dschafari auf Sympathie. Unter jenen, die den Islam aus der Politik fern halten wollen, löste seine Nominierung zum Premierminister hingegen Unbehagen aus.

„Ajatollah im Geschäftsanzug“ wird der 58-Jährige, der seit 1968 Mitglied der ältesten irakischen Partei, der Dawa, ist, gerne genannt. Als Saddam die Dawa auf brutalste Weise zerschlug, flüchtete Dschaafari mit Gesinnungsgenossen 1980 nach Iran, wo er Theologie studierte. Den Vorwurf, er agiere im Dienste Teherans, weist er energisch zurück. Vielmehr hatte er während seines iranischen Exils alles daran gesetzt, der Dawa ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu sichern. 13 Jahre lebte er schließlich in London. Nach seiner Rückkehr in den Irak 2003 baute er sich rasch eine Hausmacht im Süden des Landes auf.

Dschaafari ist ein religiöser Konservativer. Er weigert sich, Frauen die Hände zu schütteln und setzte sich im Vorjahr dafür ein, dass die Scharia die Basis für familienrechtliche Fragen bilden soll. Doch vom ursprünglichen Ziel der Dawa, der Errichtung eines islamischen Staats im Irak, ist er abgerückt. „Säkularismus bedeutete ursprünglich die Ablehnung Gottes und der Religion. Heute trifft dies nicht mehr zu. Auch der Islam hat sich verändert. Er ist von Land zu Land unterschiedlich“, erklärte er.

Birgit Cerha

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