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Meinung: Wort und Wirkung

Zuletzt war der Unmut denn doch recht hörbar geworden. Sogar die stets um versöhnliche Töne bemühte Kulturstaatsministerin Christina Weiss beklagte den Stillstand in den deutschrussischen Verhandlungen über die Rückgabe kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter, kurz Beutekunst genannt.

Zuletzt war der Unmut denn doch recht hörbar geworden. Sogar die stets um versöhnliche Töne bemühte Kulturstaatsministerin Christina Weiss beklagte den Stillstand in den deutschrussischen Verhandlungen über die Rückgabe kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter, kurz Beutekunst genannt. Sogar in St.Petersburg kritisierte sie die russische Hinhaltetaktik: „So sollten Freunde nicht miteinander umgehen.“ Nun ist Freundschaft ein schwierig Ding, zumal im deutsch-russischen Verhältnis und noch dazu in der zeitlichen Umgebung des emotional so aufgeladenen 60. Jahrestages des Kriegsendes. Umso erfreulicher kommt nun die Nachricht eines Gemäldetauschs. Der Fall ist augenscheinlich kompliziert: Vier Bilder aus russischem Eigentum, die sich in Charlottenburg befinden, gehören nunmehr rechtmäßig der Schlösser-Stiftung, vier Werke aus deren Eigentum werden im Gegenzug zur Ausstattung eines Schlosses an Russland übergeben. Der Vorgang taugt in seiner Singularität nicht als Muster oder gar Hoffnungszeichen anderer, umfassenderer Begehren. Denn bei diesen geht es um Rückgabe dessen, was die Rote Armee 1945 entführt hat, nicht aber um einen sorgsam austarierten Tausch. Und dennoch: Die Bedeutung des Berliner Handels liegt darin, dass überhaupt etwas geschieht. Die deutlichen Worte, die zuletzt gefallen sind, haben atmosphärisch vielleicht doch Wirkung gezeigt. BS

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