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Wulff und die Sternsinger: Der Glaubwürdigkeitsverlust wird transparent

Christian Wulff hat die Sternsinger empfangen und von Segen und Mut gesprochen. Das soll Alltag symbolisieren. Nur: Wulff demonstriert eine Normalität, die es für ihn längst nicht mehr gibt.

Doch ein Rücktritt? Für einen kurzen Augenblick sagt Christian Wulff, er wolle nicht im Weg stehen. Aber nein, es ist nur die Botschaft für die Sternsinger aus dem Bistum Essen vor dem Bundespräsidialamt, ihr Lied jetzt vorzutragen. Das taten sie dann auch. "Gloria, Gloria, Gloria - Es ist Sternsingerzeit" So viel Ruhm war lange nicht im Schloss Bellevue. Eher das Gegenteil. Unrühmlich ist die Affäre für Christian Wulff. Aber davon soll, bitte schön, nicht mehr die Rede sein.

Hier, das die Botschaft an diesem Freitag, ist wieder Normalität, Tagesgeschäft eingezogen. Zusammen mit seiner Frau Bettina steht Wulff da, spricht von Königen, die im Schloss Bellevue schon zu Gast gewesen zu sein. Er spricht vom Botschafter Sambias, den er zum Flughafen gebracht habe. Das ganze hat Züge einer soliden Realsatire.

Hier die Bilder der Affäre-Wulff:

Jedes Wort, jeder Satz, den er an die Kinder richtet, hat einen Nachhall. "Wir alle sollen ein Segen sein und kein Fluch". Rums. "Alles hat zwei Seiten". Rums. "Das ist die größte Solidaritätsaktion", sagt er und fügt an: "von Kindern für Kinder". "Wer bei Fremden an die Tür klopft und ein Gedicht aufsagt, hat Mut." Auch er habe von seiner Sternsingerzeit profitiert. Der Bundespräsident sagt: "Wer damals mutig gestanden hat, kann das auch heute."

Ist das nun eine Botschaft an die Sternsinger? Spricht er sich selbst Mut zu? Soll es noch einmal eine Botschaft an die Bevölkerung sein, in der es zwar keine Mehrheit für einen Rücktritt gibt - aber angesichts sich rasch ändernder Umfragewerte die Frage ist, wie lange das so bleibt? Egal wie, es ist eine Instrumentalisierung solcher Auftritte - nicht durch die Medien, sondern durch ihn selbst. Wie sonst sollen diese Worte verstanden werden. Es ist dies nicht Alltag, Normalität, sondern nur die Zurschaustellung dessen. Wulff demonstriert eine Normalität, die es für ihn längst nicht mehr gibt.

Es ist sind Auftritte wie diese, die zeigen, was es heißt, an Glaubwürdigkeit verloren zu haben. Insofern hat Wulff wenigstens ein Versprechen wahr gemacht: er hat für Transparenz gesorgt - seines Verlusts an Glaubwürdigkeit.

Auch am zweiten Tag nach seinem Kurz-Interview bei ARD und ZDF bleiben Fragen: Wie war es nun genau mit dem Zustandekommen des Kredits bei der BW-Bank? Die Bank sieht die Umstände anders als der Präsident. Und was genau wollte Wulff von "Bild-"Chefredakteur Kai Diekmann? Es ist einfach keine Zeit für Sternsinger bei Christian Wulff.

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