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Meinung: Wundersames Dokument

Kann das sein? Kann es sein, dass eine junge Frau, gerade mal 18 Jahre alt und um ihre Kindheit gebracht von einem Psychopathen, eine Botschaft für uns alle hat, kaum, dass sie zum zweiten Mal das Licht der Welt erblickt hat, nach acht Jahren Martyrium in einem Verlies?

Kann das sein? Kann es sein, dass eine junge Frau, gerade mal 18 Jahre alt und um ihre Kindheit gebracht von einem Psychopathen, eine Botschaft für uns alle hat, kaum, dass sie zum zweiten Mal das Licht der Welt erblickt hat, nach acht Jahren Martyrium in einem Verlies? Natascha Kampusch, deren Geschichte wir fast schon zu kennen glaubten, bevor wir ein einziges Wort aus ihrem Munde gehört haben, hat sich mit einem Brief an die „sehr geehrte Weltöffentlichkeit“ gewandt – und allein in dieser Formulierung liegt schon so viel Distanz und, ja, wohl auch Ironie, dass wir aufhorchen sollten. Nataschas Brief. Es ist ein erstaunliches Plädoyer gegen die Reflexe jener Mediengesellschaft, die sich gerade mit fünfstelligen Eurobeträgen um Exklusivgeschichten aus der Finsternis balgt, Intimitäten inklusive, die, wie die junge Frau schreibt, „niemanden etwas angehen“. Nataschas Brief. Es ist ein Plädoyer des Innehaltens, weil Wahrheit und Wahrnehmung so oft so weit auseinander liegen können. „Ich war gleich stark“, schreibt sie, der die Mediengesellschaft eine besondere Opferrolle zugedacht hat. „Er hat sich mit der Falschen angelegt“. Wie schön wäre das! Vbn

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