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Meinung: Zickenkrieg im Kanzleramt

Drei Ministerinnen, kein Kompromiss. Warum sollten Männer ihre Chefetagen öffnen?

Von Antje Sirleschtov

Die Notwendigkeit einer Frauenquote in deutschen Chefetagen wird regelmäßig mit der Hermetik begründet, mit der Männer ihre Pfründe in Vorständen und Aufsichtsräten verteidigen. Da mag sogar etwas dran sein. Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum Frauen hierzulande seit Jahren für eine Quote streiten, sie aber partout nicht zuwege bringen. Ihn zu benennen, ist ein bisschen heikel, schnell wird man zur Nestbeschmutzer(in). Doch Achtung Mädels! Schon legen die Männer wieder väterlich ihren Arm um unsere Schultern und zwinkern: Mal ehrlich, ihr wollt den ganzen Karrierestress doch gar nicht.

Doch, wir wollen. Aber können wir es auch? Sind Frauen in der Lage, für ihre Sache gemeinsam zu ringen und dann dafür einzustehen? Niemand Geringeres als die drei für dieses wichtige Thema in der Bundesregierung zuständigen Ministerinnen lassen daran Zweifel aufkommen. Am Montag vor laufenden Kameras, die deutsche Wirtschaft beweist seit Jahren, dass sie sonntags Festreden über die Notwendigkeit von Frauen in Führungsetagen hält, werktags jedoch das Thema ad acta legt.

Und was antworten Familienministerin Kristina Schröder, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)? Letztere schweigt ganz. Und die beiden anderen, Schröder und von der Leyen, liegen sich wie schrille Kratzbürsten in den Haaren. Sofort denkt man an einen dieser Schönheitswettbewerbe, wo sich am Ende die beiden leicht bekleideten Favoritinnen auf offener Bühne um den Titel prügeln. Während sich die Jungs im Publikum auf die Schenkel klopfen.

Dass sich Frau Schröder – selbst Profiteurin einer Frauenquote in der CDU – mehr oder weniger zur Fortsetzung der erfolglosen Selbstverpflichtung der Wirtschaft, den Frauenanteil in Führungsetagen zu steigern, bekennt und es schon als Erfolg preist, wenn jede zehnte Führungskraft weiblich ist: Man mag es Jugend und politischer Unerfahrenheit zuschreiben, es fällt kaum ins Gewicht.

Anders verhält es sich mit Frau von der Leyen. Sie streitet seit Monaten offen für die gesetzliche Quote. Und soll am Ende doch nichts anderes vermocht haben, als ihrer Mitministerin, die anderer Meinung ist, die Augen auszukratzen? Das ist beachtenswert. Denn von der Leyen ist Vizechefin der CDU, hat das Familienbild eines ganzen Landes auf den Kopf gestellt, gilt als politisches Naturtalent und schielt seit langem in Richtung Kanzleramt. Einer solchen Frau soll es nicht gelungen sein, listig und klug einen Kompromiss zu finden, der ihre Sache, die Sache ihrer Regierung und die Sache der Frauen, nach vorne treibt – ohne Opfer zurückzulassen?

Das ist kaum vorstellbar. Es sei denn, die Arbeitsministerin versucht händeringend, wie schon beim Europa-Thema, ihr Image mit populärem Auftritt über Zuständigkeitsgrenzen hinweg aufzupolieren – und hat in Wirklichkeit die Interessen der Frauen gar nicht im Blick. Sondern nur ihre eigenen.

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