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Meinung: Zukunft hat Vorfahrt

Die Beziehungen zwischen Peking und Tokio stehen derzeit nicht zum Besten. Vergangenen Monat beim Asien Cup musste Peking ein Großaufgebot der Polizei einsetzen, um japanische Spieler und Fans vor der wütenden chinesischen Bevölkerung zu schützen.

Die Beziehungen zwischen Peking und Tokio stehen derzeit nicht zum Besten. Vergangenen Monat beim Asien Cup musste Peking ein Großaufgebot der Polizei einsetzen, um japanische Spieler und Fans vor der wütenden chinesischen Bevölkerung zu schützen. Viele Chinesen haben Japan bis heute nicht die Kriegsverbrechen verziehen, als Japans Armee in den 30er Jahren in China einmarschierte. Vergangene Woche besuchten vier japanische Regierungsmitglieder den umstrittenen YasukuniSchrein, in dem auch Kriegsverbrecher verehrt werden. Ein Ritual, das wie in der Vergangenheit von scharfen Protesten aus Peking begleitet wurde. Umso erstaunlicher, dass China nun für einen zweistelligen Milliardenbetrag den japanischen Shinkansen–Hochgeschwindigkeitszug kauft. Wie überall auf der Welt sind auch in Peking Infrastrukturprojekte von dieser Größenordnung vor allem politische Aufträge. Großkonzerne aus mehreren Nationen, darunter auch Deutschland, buhlen seit Jahren darum, beim Milliardengeschäft zur Modernisierung der Eisenbahn dabei zu sein. Chinas Entscheidung bringt Japan nun einen enormen Vorsprung. Warum Peking ausgerechnet jetzt japanische Technik kauft? Die Antwort: Pragmatismus. Von allen Bewerbern bot Japans Regierung die großzügigste finanzielle Unterstützung. Der Kauf des Shinkansen ist also keine Wende in den Beziehungen zwischen Peking und Tokio. Der Auftrag zeigt jedoch, dass Peking trotz aller Rhetorik rational entscheidet. maa

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