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Zurückgeschrieben: Steht das System der gesetzlichen Krankenversicherung vor dem Kollaps?

Unser Leser Christian Koch sorgt sich um die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung. Maximilian Gaßner meint: Es besteht kein Grund zur Sorge.

„Pleite einer Krankenkasse / Mitglieder

der City BKK können kurzfristig zu anderen

Trägern wechseln“ von Christoph Stollowsky

vom 14. Juni

Dass man immer häufiger von der finanziellen Schieflage oder sogar drohenden Insolvenzen bei gesetzlichen Krankenkassen liest, finde ich ausgesprochen beunruhigend. Ich bin bisher eigentlich davon ausgegangen, dass die Kassen auf einer soliden finanziellen Basis stehen, zumal die zusätzlichen finanziellen Risiken, die Kassen mit vielen alten und kranken Mitgliedern haben, ja durch den Gesundheitsfonds ausgeglichen werden. Dazu kommt außerdem noch der Zusatzbeitrag, den bereits viele Krankenkassen erheben – bei mir sind es zurzeit acht Euro im Monat, die ich zusätzlich aufbringen muss.

In dem Artikel über die City BKK heißt es, für die etwa 50 Millionen Euro Schulden dieser Krankenkasse müssten „zunächst die etwa hundert weiteren Betriebskrankenkassen in Deutschland gemeinsam aufkommen. Können sie die finanzielle Last alleine nicht schultern, werden alle anderen gesetzlichen Kassen zum Schuldenausgleich herangezogen“.

Was passiert aber, wenn noch mehr Kassen ins Wanken geraten – vielleicht sogar ein Riese wie die DAK? Ich könnte mir vorstellen, dass es irgendwann zu einem Dominoeffekt kommt, der das ganze System der gesetzlichen Krankenversicherung wie wir es kennen zerstören könnte. Und welche Auswirkungen könnte das für die Versicherten haben? Gar nicht auszumalen, wenn man plötzlich nicht mehr krankenversichert ist, weil die eigene Krankenkasse pleitegeht. Und die Vorstellung, dass man sich als - wie ich – Mensch mit Mitte vierzig plötzlich privat krankenversichern muss, weil das bisherige System zusammengebrochen ist, beruhigt auch nicht gerade. Die hohen Beiträge, die die privaten Versicherungen von Menschen in meinem Alter nehmen würden, kann man sich als Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Einkommen nämlich nicht leisten.

Christian Koch,

Berlin-Spandau

Sehr geehrter Herr Koch,

ich kann Ihre Sorge um die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung aufgrund der öffentlichen Diskussion gut verstehen. Allerdings besteht aus meiner Sicht kein Grund zur Beunruhigung. Sollte es wirklich zur Schließung einer Krankenkasse kommen, bleibt der Versicherungsschutz der Mitglieder bestehen.

Auch die Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker und Krankengymnasten werden ihr Geld erhalten. Die Mitglieder haben die Möglichkeit zu einer anderen gesetzlichen Krankenkasse zu wechseln, die sie unabhängig von Alter oder Krankheit aufnehmen muss. Das Bundesversicherungsamt wird streng darauf achten, dass die Krankenkassen diese Verpflichtung auch erfüllen.

Der von Ihnen angesprochene Gesundheitsfonds gleicht die Unterschiede der Krankenkasseneinnahmen und der Krankheitskosten aus. Insoweit ist nicht er, sondern das unzureichende System der Zusatzbeiträge eine der Ursachen für die Schieflage einzelner Krankenkassen.

Der von Ihnen konstruierte Fall, dass die anderen Krankenkassen die Lasten einer Schließung nicht tragen können, ist unwahrscheinlich. Sollte er wirklich eintreten, würde dies aber nicht dazu führen, dass das gesamte System der gesetzlichen Krankenversicherung zusammenbricht und es damit für viele Bürgerinnen und Bürger keine bezahlbare Krankenversicherung mehr gibt. Denn aus dem Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes ergibt sich für den Staat die Verpflichtung, die Menschen in unserem Land vor den großen, existenzgefährdenden Risiken des Lebens wie zum Beispiel Krankheit, Alter oder Pflegebedürftigkeit abzusichern.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

— Dr. Maximilian Gaßner,

Präsident des Bundesversicherungsamtes

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