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Meinung: Zwangskurse für Einwanderer: Nicht deutsch sein, aber deutsch sprechen

Vor ein paar Wochen schämten sich die Grünen, weil sie das Multikulti-Wort erfunden hatten, und man konnte meinen, nun habe das Thema endgültig keinen Sex-Appeal mehr. Doch seltsam, es tut sich was: Erst schlug die Ausländerbeauftragte Beck einen Integrationspakt vor - Deutsch lernen gegen Aufenthaltsrechte -, jetzt macht sich Rita Süssmuth dafür stark, Einwanderer zu Sprachkursen zu verpflichten - und den Staat dazu, Kurse anzubieten.

Vor ein paar Wochen schämten sich die Grünen, weil sie das Multikulti-Wort erfunden hatten, und man konnte meinen, nun habe das Thema endgültig keinen Sex-Appeal mehr. Doch seltsam, es tut sich was: Erst schlug die Ausländerbeauftragte Beck einen Integrationspakt vor - Deutsch lernen gegen Aufenthaltsrechte -, jetzt macht sich Rita Süssmuth dafür stark, Einwanderer zu Sprachkursen zu verpflichten - und den Staat dazu, Kurse anzubieten. Die Union hat eine verheerende Wahlniederlage 1998 gebraucht, um endlich von ihrem Gebetsmühlenschwur "Deutschland ist kein Einwanderungsland" zu lassen. Und die Gegenseite musste wohl in die Regierung, um vom Bekenntnis zu praktischer Politik zu kommen, so praktisch, dass selbst Mittel, die früher als unkorrekt angesehen worden wären, jetzt den Zweck heiligen: Wo Beck Zuckerbrot anbietet, hat die Unionsfrau Süssmuth nichts mehr gegen Zwang. Recht haben sie. So wenig wie wir ernsthaft die Schulpflicht in Frage stellen, sollten wir zweifeln, dass das Sprechen der Landessprache die Mindestvoraussetzung ist, um in einem Land die Chance zum Erfolg zu haben. Dazu braucht sich kein Einwanderer einer Leitkultur zu unterwerfen. Es genügt, den Alltag zu bewältigen.

ade

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