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Wechselt wohl in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank: Josef Ackermann.

© dpa

Zwischenruf: Ackermanns Wechsel ins nächste Chefbüro ist gefährlich

Vor wenigen Jahren noch gab es nichts Schlimmeres, als in Deutschland Josef Ackermann zu heißen. Das neue Bild des Deutsche-Bank-Chefs ist richtiger als das alte. Unverzichtbar ist er deshalb nicht.

Josef Ackermann ist Chef der Deutschen Bank. Er berät die Bundesregierung und andere Regierungen dieser Welt. Er ist der Einzige, der in der Finanz- und Eurokrise der vergangenen Wochen, Monate und Jahre wenigstens den Eindruck erweckte, er habe den Überblick. Das macht ihn so unverzichtbar, dass er im kommenden Jahr direkt nach seinem Abschied vom Chefsessel der Deutschen Bank als Aufsichtsratschef zurückkommen soll.

Selten ist einer schneller vom Buhmann zum Erlöser befördert worden. Darin liegt sicher eine Genugtuung für den Banker selbst – aber auch eine Gefahr für die Bank.

Vor wenigen Jahren noch gab es nichts Schlimmeres, als in Deutschland Josef Ackermann zu heißen. Unbekümmert hatte er am Rand eines der größten Wirtschaftsprozesse Deutschlands das Victory-Zeichen gemacht. Nie seien Deutschlands Gerichte übler verhöhnt worden als damals, hieß es. Unbefangen hat er ein Renditeziel von 25 Prozent formuliert, Rekordgewinne und massiven Personalabbau angekündigt. Selten habe der Kapitalismus eine fiesere Fratze gezeigt als an diesem Tag, urteilten einhellig die Kommentatoren. Nur wenige Stunden, nachdem mit seiner Beteiligung der Bankenrettungsschirm verabredet worden war, sagte Ackermann, er würde sich schämen, wenn er den in Anspruch nehmen müsste. Eine Ohrfeige für die Politiker, die sich unter schwersten Bedenken zur der Aktion durchgerungen hatten. Das Urteil stand fest: Ackermann war die Inkarnation der Finanz-Heuschrecke.

Jetzt geht es andersherum. Das neue Ackermann-Bild ist zweifellos richtiger als das alte. Daraus aber abzuleiten, dass er für Bank und Land unverzichtbar ist, ist falsch. Es gibt aus gutem Grund Regeln, die den unmittelbaren Wechsel eines Vorstandsvorsitzenden in den Aufsichtsrat untersagen. Gerade für Ackermann ist die Gefahr groß, weiterhin als Mister-Deutsche-Bank aufzutreten und sich in die Geschäfte seiner Nachfolger einzumischen. Gerade für ihn dürfte die Versuchung groß sein, den ungeliebten Nachfolgern auch auf politischer Bühne die Schau zu stehlen. Das sollten Gründe genug sein, ihm nicht das nächste Chefbüro bei der Bank anzubieten.

Doch mehr noch als vermeintlich arrogante Manager verabscheuen die Deutschen und die Deutsche Bank Veränderung. An Ackermann hat man sich jetzt so schön gewöhnt. Er soll bleiben, damit alles so bleiben kann, wie es jetzt ist. Deshalb ist die Nachricht, dass er nun Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank wird, gefährlich.

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