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Die Verteidigungsskeptiker fragen sich, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, wenn im Falle eines Falles Menschen Menschen erschießen, als wenn unbemannte Drohnen das tun.

© dpa

Zwischenruf: Mehr Pragmatismus statt ethischer Bedenken!

Bewaffnete Drohnen, Autos ohne Fahrer - der Aufschrei ist groß, wenn neue technische Möglichkeiten angekündigt werden. Doch der Fortschritt hat ab und zu ein bisschen weniger Ethik und dafür mehr Pragmatismus verdient.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière will bewaffnete Drohnen anschaffen. Einige Energiekonzerne möchten auch in Deutschland Schiefergas mit einer Technik, die man Fracking nennt, ausbeuten. In den USA fahren die ersten Autos ohne Fahrer unfallfrei durch die Stadt. – Man könnte all das Fortschritt nennen. Aber das wäre zu einfach. Stattdessen wiegen wir bedenklich die Häupter und verlangen einen ethischen Diskurs, bevor wir überhaupt daran denken wollen, diese neuen Techniken einzusetzen. Damit verspielen wir wirtschaftliches Potenzial, Komfort und wahrscheinlich sogar Menschenleben.

Die Verteidigungsskeptiker fragen sich, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, wenn im Falle eines Falles Menschen Menschen erschießen, als wenn Maschinen das tun. In vielen Ländern der Welt werden Chemikalien in den Boden gepumpt, um das gebundene Erdgas zu lösen und an die Oberfläche zu befördern. Das hat enorme wirtschaftliche Dynamik zur Folge gehabt. Eine gute Nachricht? Auf keinen Fall, rufen die Ethiker. Was ist mit dem Recht der Erde auf ihre Schätze? Was mit möglichen Schäden für die Umwelt? Was mit Klimaschutz? Am besten, wir führen den ethischen Diskurs so lange, bis auch die künftigen Generationen Gelegenheit haben, eine Haltung dazu zu finden.

Autos ohne Fahrer? Eine frohe Botschaft für all die Senioren, die sich mühsam durch den Stadtverkehr quälen und dann auch noch einparken sollen. Stopp, mahnt der mittelalte Ethiker (der noch selbst einparken kann): Wir müssen erst mal eine Maschinenethik entwickeln. Was, wenn das führerlose Auto einen Unfall baut? Wenn es ein Kind totfährt? Wer sagt der Maschine, was sie tun soll? Ist am Ende der Programmierer verantwortlich, der Eigentümer oder die Maschine selbst? Bevor diese wichtige Frage nicht Gegenstand eines ausführlichen gesellschaftlichen Gesprächszirkels geworden ist, müssen wir solche Autos auf unseren Straßen verbieten.

Mit dem ethischen Diskurs in Deutschland verhält es sich so: Diejenigen, die ihn fordern, benutzen ihn als Chiffre für den Satz „Das wollen wir nicht“. Das haben diejenigen nicht verdient, die sich wirklich zu Entscheidungen quälen. Das haben die Soldaten, die Alten und all die anderen nicht verdient, die profitieren würden, wenn es ab und zu weniger Ethik, dafür aber ein bisschen mehr Pragmatismus geben würde. Vor allem aber hat das der Fortschritt nicht verdient.

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