Es ist nicht mein erster BMW, sondern mein vierter. Aber der erste elektrische. Ein Stromer, leihweise, für zwei Wochen. So einen BMW hatte ich noch nie, schon vom Äußeren her. Er sieht ein bisschen wie ein Experimentalauto aus, irgendwie auch knuffig. Die eine Tochter schreibt „Wow!“, als sie das Bild bei Whatsapp sieht, die andere kommentiert: „Sieht interessant aus“.
Die magische Zahl 135
Vor allem fährt er sich interessant. Ein Beschleunigungsvermögen, das die Fahrer großer Kisten, die neben mir an der Ampel stehen, alt aussehen lässt. Ein extrem kleiner Wendekreis. Bequemer Einstieg, der mittlere, der B-Holm, ist raffiniert mit der hinteren Tür verbunden und klappt mit ihr weg. Die hohe Sitzposition werden kleinere Fahrer zu schätzen wissen. Und herrlich leise ist der „Kleine“. Das ist aber auch eine Gefahr. Wenn ich mich Radfahrern oder Fußgängern nähere, muss ich immer bedenken, dass die mich nicht hören – oder fast nicht. Also defensiv fahren – das ist bei einem Stromer das oberste Gebot. Das Manko des BMW 3i: Der Kofferrum ist sehr klein, und Platz für vier Personen ist da nicht, hinter mir könnten nicht einmal meine siebenjährigen Enkel sitzen.

Jetzt aber zu dem, was bei einem E-mobil wohl am meisten interessiert: die Reichweite. Als ich den Wagen am Montagmittag übernehme, liegt sie bei 135 Kilometern. Ich mache zwei Runden um den Block, um mich an das Fahrzeug zu gewöhnen, fahre 14 km nach Hause – und habe noch eine Reichweite von 110 Kilometern. Also hänge ich den Wagen über Nacht an die Außensteckdose, die, an der ich normalerweise den Rasenmäher anschließe. Am nächsten Morgen steht die Reichweite wieder bei 135 Kilometern. Die ganze Nacht hat mir also 25 km mehr gebracht – das ist nicht viel. Also schaue ich auf meinem Verlagsparkplatz nach einer Steckdose und gehe bei der Kollegin im Büro des Bootshandelns für drei Stunden Strom schmarotzen. Dann bin ich wieder bei 135 km. Am Abend habe ich aber einen Termin in Oranienburg. Das sind 49,4 km bis zu meinem Ziel, und nach Hause muss ich anschließend ja auch wieder. Das ist mir zu riskant. Da nehme ich lieber meinen Audi-Diesel, da muss ich nicht dauernd gebannt auf die Instrumente schauen – wenn ich mit dem Stromer energielos liegen bleibe, hilft ja nur noch der Abschleppwagen vom ADAC.
Am Mittwoch suche und finde ich am Potsdamer Platz eine richtige Ladesäule. Nach vier Stunden ist der Akku voll, meine Reichweite: 135 km. Das muss eine magische Zahl sein. Warum ist da nicht mehr drin? Ich rufe Daniel Anderssohn an, Verkaufsleiter beim BMW-Händler Riller&Schnauck. Er erklärt mir, dass die Reichweite durch meinen Fahrstil bedingt ist. Wenn ich das Gaspedal nicht durchdrücke, wenn ich nicht bremse, und dadurch Energie vernichte, stattdessen die Motorbremse nutze und damit die Energierückgewinnung, dann ist das steigerbar auf 160 km. Das sei dann aber auch ziemlich die Grenze des Machbaren. Ich beschließe, das über das Wochenende zu testen. Und lerne, dass ich mit diesem Auto leider nicht zur Bundesgartenschau nach Havelberg fahren kann.
Lesen Sie am Wochenende den Abschlussbericht von Gerd Appenzeller unter www.Tagesspiegel.de/Mobil
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