Chevrolet, das klingt amerikanisch, urig, cool. Auto-Fans werden sofort die Corvette vor Augen haben, einen der amerikanischsten Sportwagen überhaupt. Die Realität in Europa sieht jedoch anders aus. Da heißen die Modelle Spark, Cruze oder Trax und stehen eher für Billigware aus Fernost, bestenfalls noch mit Wurzeln in Rüsselsheim. Malibu klingt dagegen recht vielversprechend. Ein amerikanischer Traum?
Nein wir fangen jetzt nicht an darüber zu spekulieren, was Thomas Gottschalk im Quoten-Exil in Malibu wohl so treibt. Oder ob Pierce Brosnan sein Haus im balinesischen Stil am Broad Beach noch hat. Zugegeben, selbst beim sonst technisch orientierten Redakteur weckt der Name Malibu Assoziationen in Stars und Stripes, in Sternchen und Diven.
Gemeinsamkeiten mit dem Opel-Bruder
Aber hier geht es darum zu sehen, ob dieser Pseudo-Amerikaner eine echte Gefahr für seinen Bruder, den Opel Insignia sein kann. Diese beiden teilen sich nämlich die Plattform und, im Falle des Dieselantriebs sogar den Motor. Das dürfte so manchem Opel-Mitarbeiter sauer aufstoßen, dass da ein Koreaner, der unter amerikanischer Flagge mit deutschem Ingenieurs-Know-how segelt, dem eigenen Produkt die Show stehlen soll. Warum das so ist, bleibt wohl erst mal das Geheimnis der Demontage-Abteilung aus Detroit. Wir nehmen es zu Kenntnis und schauen uns den Chevy mit klangvollen Namen mal näher an.

Auf den ersten Blick gibt sich der Chevrolet Malibu gleich als Sunny Boy. Kantig, mit wuchtigem Kühlergrill und lang gezogener Silhouette. Die stattlichen 4,87 Meter, die die Limousine in der Länge aufbringt, genügen sicherlich um auch auf den größer dimensionierten Straßen in den USA zu bestehen. Dort fährt das Modell schließlich schon seit 1978 über die Highways. Damals allerdings noch als richtig kantiger Ami-Schlitten bis General Motors mit Plattformen und immer mehr Gleichteilen den Malibu rund spülte. Erst die jüngste Generation, die 2011 vorgestellt wurde, zeigt sich wieder als Charakterauto. Seitdem wird er auch in Korea gefertigt, fährt aber auf sechs Kontinenten in 100 Ländern vor und wird in den USA, in China und in Südkorea eben gebaut. Das nennt man dann wohl Weltauto.
Angenehmes Ambiente
Hinter dem muskulären Auftritt des Malibu steckt allerdings eigentlich eher ein Weichspüler. Das vermitteln zumindest die loungeartigen Sessel, in die sich Fahrer und Beifahrer vorne fallen lassen können. Das passt allerdings auch zur blauen Beleuchtung des Cockpits, dem bläulichen Display und der Dekorbeleuchtung, die die Passagiere auf den vorderen Sitzen umgibt. Das ist für den europäischen Geschmack alles etwas ungewöhnlich, aber es passt schon gut zusammen. Die Verarbeitung und die Materialien sind durchaus in Ordnung, auch wenn die Hartplastikverkleidung im Vergleich zum Rest etwas abfällt.

In der zweiten Reihe ist die Kopffreiheit etwas eingeschränkt. Überhaupt ist der Chevrolet Malibu trotz seiner stattlichen Abmessungen nicht gerade ein Raumwunder. Das vermeintlich dicke Blech um den Innenraum vermittelt zwar das Gefühl von Behaglichkeit und Schutz. Aber für ein Auto von bald fünf Metern Länge bietet der Weltbürger erstaunlich wenig Platz. Allerdings erklärt ein Blick in den Kofferraum des nur als Limousine erhältlichen Chevrolet Malibu teilweise, wo die Länge des Autos geblieben ist. 545 Liter passen da rein und diese Zahl wirkt auf den ersten Blick glaubhaft.
Oben rum fehlt die Kraft
Verglichen mit dem Opel Insignia sind das 45 Liter mehr und die lassen sich auch noch durch Umklappen der Rückbank erweitern. Leider beziffert Chevrolet das dann verfügbare Volumen nicht näher.
In unserem Testwagen war der Zwei-Liter-Diesel aus dem Hause Opel verbaut. Die andere Motorisierung, ein 2,4 Liter großer Otto-Motor mit 167 PS dürfte auf dem deutschen Markt kaum ein Rolle spielen. Der bewährte Selbstzünder aus Rüsselsheim hingegen ist eine gute Wahl und kommt mit dem rund 1520 Kilogramm schweren Mittelklässler gut zurecht. Lediglich im oberen Drehzahlbereich lässt er etwas Kraft vermissen, was aber für einen Dieselantrieb im Grunde nicht ungewöhnlich ist. Im unteren Drehzahlband lebt er hervorragend von den üppigen 350 Newtonmeter, die der Chevrolet Malibu schon bei 1750 Umdrehungen auf die Kurbelwelle stemmt.
Unsere Fahrt führt uns erst mal auf einen langen Autobahnabschnitt, wo der amerikanische Koreaner denn auch seine Stärken ausspielen kann. Untertouriges Dahingleiten zwischen 120 und 140 Stundenkilometer sind ein Metier, dass der gemütliche Mittelklässler hervorragend beherrscht. Dank der bequemen Sitze ist der Chevrolet Malibu ein sehr gutes Reiseauto geworden. Geärgert hat uns nur das Navigationssystem, das sich in der Handhabung etwas zickig und vor allem lahm zeigte. Das Android-Telefon ließ sich zwar koppeln, wollte aber partout keine Musik abspielen. Seine Kernaufgaben in der Navigation erledigte das Gerät zwar zuverlässig, braucht aber zum Starten schon so seine gefühlte Minute, bis die Position bestimmt und die Route berechnet ist. Das sollte sich später bei der Stadtfahrt als etwas hinderlich herausstellen.
Umfangreich ausgestattet
In der Summe sind wir aber die lange Autobahnfahrt mit großer Zufriedenheit vorangekommen. Auch der gemessene Verbrauch von 6,4 Litern auf 100 Kilometern geht durchaus in Ordnung. Die 1,3 Liter Aufschlag gegenüber dem Normverbrauch mögen dem unrealistischen Zyklus und dem Durchschnittstempo von rund 140 Stundenkilometer geschuldet sein. In der Stadt zeigt sich der Malibu weniger von seiner Sonnenseite, denn dann werden die Macken des Fahrwerks schonungsloser aufgedeckt. Auf Unebenheiten reagiert der Chevy unwirsch und quittiert mit Stottern. Auch der Diesel wirkt in der City irgendwie unwilliger als beim lange Auslauf und zeigt sich subjektiv mit mehr Nageln. Einzig die gut abgestufte Sechsgangschaltung ist dann noch ein treuer Begleiter und Freund auf allen Wegen mit dem Chevrolet Malibu und auch der Verbrauch des Motors aus dem Kaiserslauterer Opel-Werks von rund 7,5 Litern ist weiterhin ein dickes Plus.

In der Summe hat sich der Mittelklasse Chevy dennoch bei unseren Fahrten ordentlich geschlagen. Für Pendler oder Langstreckenfahrer hat der Chevrolet Malibu viele gute Eigenschaften einzubringen. Vor allem, weil er sich in Sachen Ausstattung von der ganz einfachen Seite zeigt. Schon in der Grundausstattung bringt er Navi, Leichtmetallräder, Parksensoren und viele andere nette Dinge mit. Für 200 Euro mehr gibt es schon die höchste Ausstattungsvariante, unter anderem mit Glasschiebedach, Felgen im Format 18 Zoll und Leder. Ansonsten gibt es nur noch die Option Metallic-Lackierung. Das nennt man dann wohl Vollausstattung und die versüßt den Preis von 29 990 Euro durchaus. Verglichen mit seinem Bruder, dem Opel Insignia oder einem Volkswagen Passat kann sich der Chevrolet Malibu so einen ordentlichen Preisvorteil von einigen tausend Euro herausfahren.

Das könnte am Ende durchaus einige Kunden ins Grübeln bringen. Zumal das Modell auch noch ein recht hohes Maß an Exklusivität behalten dürfte, denn der Malibu wird es gegen die Phalanx an hochwertigen Gegnern in der Mittelklasse schwer haben. Und damit wären wir am Ende doch wieder in Malibu am Strand, wo eben jene Exklusivität ein ganz entscheidender Faktor ist. Nur wird sie beim Chevrolet Malibu bei weitem nicht so teuer erkauft wie am Broad Beach. Das ist doch auch mal eine schöne Nachricht.
Stärken:
Sehr gute Ausstattung, kraftvoller und sparsamer Diesel, Interieurdesign
Schwächen:
Stotteriges Fahrwerk, Materialwahl im Innenraum, keine höherwertige Sicherheitssysteme verfügbar
Technische Daten | Chevrolet Malibu 2.0 D |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,87 / 1,86 / 1,47 |
Leergewicht | 1695 Kilogramm |
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt | 545 / k. A. |
Maximale Zuladung | 565 Kilogramm |
Sitzplätze | 5 |
Tankvolumen | 73 Liter |
Motor | Vierzylinder Diesel in Reihe gebaut mit Turboaufladung |
Hubraum | 1956 Kubikzentimeter |
Getriebe | Sechsgang-Schaltung |
Leistung (kW/PS) | 118 / 160 |
Drehmoment | 350 Newtonmeter bei 1750 Umdrehungen pro Minute |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 9,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h |
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) | 6,9 / 4,9 / 5,1 Liter |
Verbrauch im Test | 7,0 Liter |
CO2-Emissionen | 134 Gramm pro Kilometer |
Schadstoffklasse | Euro 5 |
Preis als Basisfahrzeug | 29 990 Euro |
Preis des Testwagens | 30 480 Euro |
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