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Auf eigene Art: Der CLA 250 hat einen speziellen Look

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Fahrbericht Mercedes CLA: Vom Aussehen und Raussehen

Polarisierer in Coupé-Form: Vor allem seine Optik soll dem Mercedes CLA Käufer bringen. Allerdings kann das Design im Alltag manchmal ziemlich lästig werden.

Eins ist dieser Wagen ganz sicher nicht: langweilig. Der CLA ist Mercedes’ Interpretation eines viertürigen Coupés auf Basis der kompakten A-Klasse – und in der kurzen Zeit seiner Existenz auf deutschen Straßen hat die Form seiner Karosserie sowohl Fans wie auch leidenschaftliche Feinde gewonnen.

So war es auch schon beim größeren CLS gewesen, dem Modell, mit dem Mercedes die Idee eines familientauglichen Coupés vor zehn Jahren überhaupt erst ins breite Bewusstsein gerückt hatte: Das Design gefiel damals bei weitem nicht jedem (ein  Bekannter des Testfahrers sprach konsequent vom „Automatenaufsteller-Auto“, ein Begriff der sich seitdem unlöschbar in meinem Bewusstsein verhakt hat). Aber der Wagen wurde für Mercedes zum Erfolg. So sehr, dass andere nachzogen und eigene Viertürer mit geschwungenem Dach herausbrachten, etwa VW den Passat CC.

Da lag es für die Schwaben nahe, das Konzept anderthalb Klassen weiter unten ein weiteres Mal aufzugreifen. Für unserem Praxistest waren wir zwei Wochen lang mit dem 211 PS starken CLA 250 unterwegs. Eine Zeit mit Licht und Schatten.

Außen und Innen

Wie schon erwähnt, die Form des CLA hat Freunde und Feinds. Was aber sofort ins Auge fällt, ist, dass das Coupé mit 4,63 Metern gut 30 Zentimeter länger ist als die kompakte A-Klasse. Den Radstand von 2,70 Metern teilen sich die beiden jedoch. Das sorgt beim CLA für heftige vordere und hintere Karosserieüberhänge. Auf den Flanken finden sich die für Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener typischen Karosseriesicken und Falze im Blech. Kaum ein anderer Hersteller zelebriert das so extrem wie die Stuttgarter.

High Tech: Das Cockpit-Display à la Tablet-PC.
High Tech: Das Cockpit-Display à la Tablet-PC.

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Innen bietet der CLA weiteren Diskussionsstoff: Als Display für Navigationssystem und Co. dient ein Display, das auf das eigentliche Armaturenbrett aufmontiert ist wie ein Tablet-PC, um die Lüftungsauslässe prangen dicke, chromglänzende Ringe. Für die einen ein Statement, für die anderen vielleicht ein Hauch zuviel Blingbling, ebenso wie die vielen Farben in den Instrumenten, die etwas auf Kosten der Lesbarkeit gehen. Immerhin, Ergonomie und Bedienbarkeit sind Mercedes-typisch top. Ebenso wie die Anmutung der Verarbeitung.

Sitzen und Laden

Auch hier stimmt die Ergonomie, man sitzt, sehr sehr gut im CLA. Auf der Rückbank kommen Passagiere brauchbar zurecht. Trotz des schrägen Dachs und des kurzen Radstands ist die zweite Reihe kein reines Alibi, auch vier Erwachsene kann man in dem Wagen annehmbar transportieren. Als Taxi wird der Wagen allerdings wohl trotzdem kein Schlager werden und wer Familie hat, sollte vorher alle mal probesitzen lassen.

Schwung: Die aggressiven Rückleuchten schließen das markant schräg heruntergezogene Heck ab.
Schwung: Die aggressiven Rückleuchten schließen das markant schräg heruntergezogene Heck ab.

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In Sachen Laderaum präsentiert der CLA naturgemäß alle Stärken und Schwächen eines Autos mit Stufenheck: Mit 470 Litern das Volumen des Kofferraums nur zehn Liter kleiner als das der neuen C-Klasse und deutlich größer als das einer A-Klasse, die nur 340 Liter zu bieten hat. Allerdings hat die natürlich eine große Heckklappe, für den Fall, dass mal eine Waschmaschine mit muss. Serienmäßig umklappbar ist die Rückbank zwar auch beim CLA, aber die Größe von Luke und Durchlass setzen hier Grenzen. Immerhin, das, was da ist, lässt sich gut beladen, Hindernisse sind nicht im Weg.

Fahren und Tanken

211 PS holt der CLA 250 aus den zwei Litern Hubraum seines turbogeladenen Vierzylinders, erst bei Tempo 240 ist Schluss. Und den Sprint auf 100 erledigt der Wagen in 6,7 Sekunden. Das sind Zahlen, anhand derer man denken sollte, dass man mit Mercedes’ Coupé zügig vorankommen kann. Und, klar, natürlich kann man das.

Allerdings haben die Konstrukteure die Lenkung des Wagens auf maximale Leichtgängigkeit abgestimmt. Und das Fahrwerk ist etwas stuckerig, ohne sich dabei direkt sportlich anzufühlen – wohl wegen der montierten 18-Zoll-Felgen, die es für den Wagen gegen Aufpreis gibt. Alles zusammen sorgt für ein ziemlich synthetisches Fahrgefühl. Der Wagen könnte seinem Fahrer um einiges deutlicher mitteilen, was auf der Straße unter ihm los ist. Wenn man ihn dann wirklich einmal ausprobiert, auf kleinen Straßen an der Müritz, dann stellt man fest, dass er deutlich schneller um die Ecken kommt, als man ihm das zugetraut hätte. Aber der CLA ist kein Auto, das einen zu so einem Fahrstil animiert.

Polarisierer: Selten muss man bei einem Auto so viele Fragen mit „Geschmackssache“ beantworten wie bei Mercedes’ CLA.
Polarisierer: Selten muss man bei einem Auto so viele Fragen mit „Geschmackssache“ beantworten wie bei Mercedes’ CLA.

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Geschaltet wird im CLA 250 serienmäßig von einem Sieben-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe. Bedient wird es per Hebel am Lenkrad, wie in alten Amerikanern mit durchgehender Sitzbank. Im Normalmodus ist sie darauf gedrillt, sehr früh den nächsthöheren Gang zu wählen. Wer es kerniger mag, der kann mit Schaltpaddel eingreifen. Varianten des Wagens mit kleinerem Motor werden mit Sechs-Gang-Schaltgetriebe ausgeliefert.

Hören und Sehen

Hier gibt es keinen Diskussionsspielraum: Der CLA ist eins der unübersichtlichsten Autos, das man derzeit in Deutschland für Geld kaufen kann. Weil Front und Heck stark abfallen, kann man vom Fahrersitz aus nur raten, wo der Wagen beginnt und endet. Ein Parkassistent ist Pflichtprogramm im CLA.

Noch schlimmer ist aber die Kombination aus breiter, schräger C-Säule, schmalen Fenstern und Rückbank-Kopfstützen im Wagen. In dem kompakten Coupé lässt auch ein Schulterblick eine Menge im Unklaren. In einer Stadt in Berlin, in der man ständig beim Rechtsabbiegen nach Radfahrern und Fußgängern gucken muss, ist das eine Sache, die extrem störend ist. Ein Gefühl der Unsicherheit fährt im Gewusel von Prenzlauer Berg deshalb immer mit.

Was den Sound angeht, kommt der CLA serienmäßig mit Mercedes’ Audio-20-System, das von CDs bis USB-Sticks alles Gängige schluckt und über sechs Boxen so viel Druck macht, dass man die höherwertige Harman-Kardon-Anlage nicht vermisst. Und wohl dem, der das große Command-Online-Navigationssystem an Bord, für das der Hersteller 3500 Euro extra verlangt. Eine kleinere Becker-Navigation ist für gut 900 Euro im Angebot.

Wählen und Zahlen

Bei der Preisgestaltung des CLA beweist Mercedes eine Menge Selbstbewusstsein: gut 39 000 Euro kostet das Coupé mit dem von uns gefahrenen Motor minimal. Das sind nur 1 800 weniger als eine C-Klasse mit dem gleichen Triebwerk kostet – und statte 5 000 mehr als für eine A-Klasse als A 250 berechnet wird.

Dafür bekommt der Käufer des CLA allerdings auch eine Menge Serienausstattung: Klimaanlage, Doppelkupplungsgetriebe, Multifunktionslenkrad, Soundsystem, Kollisions- und Müdigkeitswarner sowie einige andere Annehmlichkeiten sind immer dabei, viel braucht es da nicht mehr um glücklich zu werden. Quasi Pflicht ist allerdings die Rückfahrkamera für 374 Euro, der aktive Park-Assistent schlägt mit etwa 800 Euro zu Buche. Und wer will, kann einen beleuchteten Mercedes-Stern im Grill ordern. Der ist für etwa 300 Euro zu haben.

Gutes und Schlechtes

Selten muss man bei einem Auto so viele Fragen mit „Geschmackssache“ beantworten wie bei Mercedes’ CLA. Wem die Form gefällt, der wird ihn kaufen, auch, wenn er sich dabei Nachteile bei Übersichtlichkeit und Platzangebot einhandelt. Wer einen Wagen will, der sich mit leichter Hand steuern lässt, der wird ihn anders beurteilen, als derjenige, der schnell mit ihm um die Kurve will. Und… teuer, auch das liegt im Auge des Betrachters. Aber wer sich auch einen Wagen mit anderer Form vorstellen kann, der findet auf dem Markt sicher Alternativen.

Technische Daten Mercedes CLA 250
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,63/2,03/1,43 Meter
Leergewicht 1480 Kilogramm
Kofferraumvolumen 470 Liter
Maximale Zuladung 485 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 50 Liter
Motor Vierzylinder-Otto-Motor mit Turbo-Aufladung, 16 Ventilen, Steuerkette und Direkteinspritzung
Hubraum 1991 Kubikzentimeter
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Leistung (kW/PS) 155/211
Drehmoment 350 Newtonmeter bei 1200 bis 4000 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 6,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 240 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 7,3/4,3/5,4 Liter
CO2-Emissionen/Effizienzklasse 125 g/km / B
Verbrauch im Test 8,5 Liter
Typklassen (KH/VK/TK) 17 / 22 / 24
Preis als Basisfahrzeug 39 151 Euro
Preis des Testwagens ca. 47 000 Euro

Kai Kolwitz

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