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Mit seiner Kastenform hat der Skoda Yeti immer noch eine Art Alleinstellungsmerkmal. So erfolgreich wie er hat bisher noch niemand einen Kastenwagen vermarktet.

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Fahrbericht: Skoda Yeti 2.0 TDI Elegance: Quadratisch, praktisch, gut

Unauffällig, praktisch und solide - Mit diesen Kernattributen der tschechischen VW-Tochter schmückt sich auch der Skoda Yeti. Reicht bei all der Bescheidenheit auch ein 110-PS-Diesel? Der Test.

Skoda seinen Erfolgstypen Yeti aufgefrischt und das verblüffende Ergebnis auf der 2013er Frankfurter Automesse gezeigt: Aus eins mach zwei! Nun gibt es das beliebte SUV also in zwei Versionen: City und Outdoor. Der Offroad-Look kostet 200 Euro mehr und lässt das überarbeitete Tschechen-SUV noch ernsthafter aussehen. Das frühere niedlich wirkende Kulleraugen-Gesicht ist generell einer strengen Front gewichen: Hallo, ich bin wer!

Die City-Version kommt ziviler daher, ohnehin fahren 60 Prozent aller Yeti nur mit Frontantrieb. Aus der Masse der rundgelutschten Crossover ragt der kubische und kantige Skoda noch immer optisch heraus. Doch neben seiner besonderen äußeren Statur hat dieser Tscheche noch mehr Überraschungen parat. Wir haben sie in unserem Praxistest mit dem frontgetriebenen Skoda Yeti 2.0 TDI Elegance mit 110 PS entdeckt.

Außen und Innen

Eine der Stärken der tschechischen VW-Tochter demonstriert der Yeti in beeindruckender Weise: Auf kleinerer Grundfläche als der VW Golf bietet er dank seiner 15 Zentimeter größeren Höhe wesentlich mehr Platz als dieser. Hinzu kommt die kubische Form dieses Crossover, welche neben der guten Raumausnutzung einen weiteren Vorteil bringt: Der Skoda Yeti ist, anders als viele seiner Konkurrenten, ein Auto mit ordentlicher Rundumsicht.

Im Fond herrschen sehr gute Platzverhältnisse für zwei. Da können sich auch Großgewachsene bequem räkeln. Das Armaturenbrett erfreut einen mit hochwertigen Materialien und tadelsfreier Verarbeitung. Kein Schnickschnack, alles praktisch eingerichtet. So wie der kleine herausnehmbare Mülleimer für die Türverkleidung (20 Euro Aufpreis).

Sitzen und Laden

In diesen Hochdach-Skoda steigt man ganz bequem ein und auch wieder aus. Man sitzt erhöht und genießt die gute Rundumsicht. In dem von uns gefahrenen Topmodell Elegance bieten die elektrisch verstellbaren Sportsitze (240 Euro Aufpreis) einen sehr guten Komfort. Die lange Sitzfläche stützt die Oberschenkel gut, und die Wangen bieten dem Körper auch in schneller gefahrenen Kurven, wozu der fahraktive Yeti zuweilen animiert, ordentlichen Seitenhalt. Und die elektrische Lendenwirbelstütze verdient dank ihrer Wirksamkeit wirklich ihren Namen. Auch im Fond gibt es keinen Anlass zu Klagen. Das gute Platzangebot für die Passagiere geht nicht zu Lasten des Gepäckabteils. Der Yeti offeriert sogar mehr Stauraum (405 bis 1760 Liter) als der größere Mazda CX-5! Der Grund? Die besondere Variabilität dieses durchdachten Skoda. Die drei Einzelsitze im Fond (zwei breite außen und ein schmaler in der Mitte) lassen sich einzeln vorklappen, verschieben – oder mit wenigen Handgriffen herausnehmen. Bei ausgebauten Sitzen entsteht eine riesige Höhle, praktisch für den einfachen Transport von Fahrrädern.

Aufgeräumt und funktional: Das Interieur des Skoda Yeti gibt keinen Grund zu klagen.
Aufgeräumt und funktional: Das Interieur des Skoda Yeti gibt keinen Grund zu klagen.

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Praktisch auch das: Ist der schmale Mittelsitz entfernt, können die äußeren Sitze zur Fahrzeugmitte verschoben werden, und die Fondpassagiere reisen dann mit großer Bewegungs- und Ellenbogenfreiheit so bequem wie im ICE. Auch nicht alltäglich: Auf der serienmäßigen Dachreling können üppige 100 Kilogramm Dachlast befestigt werden. Die maximale Zuladung von 525 Kilogramm ist besser als der Klassendurchschnitt. Die Ladekantenhöhe von 72 Zentimetern okay. Dafür schwingt die große Heckklappe gut zwei Meter hoch. Und das serienmäßige "Befestigungskonzept im Kofferraum mit verschiebbaren Haken" schafft Ordnung und Sicherheit. Auch wieder so ein praktisches Detail ist die rechts im Kofferraum befindliche herausnehmbare Laderaumleuchte, die bei Bedarf als Taschenlampe benutzt werden kann.

Fahren und Tanken

Dafür waren Skoda schon immer bekannt – und beliebt: Die Bedienung des Autos erschließt sich einem ohne Bedienungsanleitung. Alles befindet sich dort, wo man es erwartet. Und selbst die Bedienung des Touchscreen erschließt sich intuitiv. Der hohe Yeti ist einer der leichtfüßigsten SUV, wenn nicht gar der handlichste Vertreter unter all den Crossovern. Die elektromechanische Zahnstangenlenkung agiert sehr direkt und vermittelt einen richtig guten Fahrbahnkontakt. In Verbindung mit dem recht straffen Fahrwerk (auf schlechten Straßen leider fast schon zu straff) lenkt der Fronttriebler spontan ein und geht für ein hoch bauendes SUV zackig in die Kurve, ohne zu große Seitenneigung zu zeigen. Der Yeti ist der Pkw unter den SUV! Was fehlt? Eine komfortablere Abstimmung oder eine, wie beim Konzernbruder VW Tiguan, optionale elektronisch geregelte Dämpferkontrolle, mit der man die Wahl hat zwischen sportlichem oder komfortbetontem Fahren. Bitte bei der nächsten Generation.

Die größte Stärke des Skoda Yeti ist sicherlich die Variabilität im Heck. Die Rückbank kann geteilt umgelegt und verschoben werden. Bis zu 1580 Liter passen so da rein.
Die größte Stärke des Skoda Yeti ist sicherlich die Variabilität im Heck. Die Rückbank kann geteilt umgelegt und verschoben werden. Bis zu 1580 Liter passen so da rein.

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Nur 110 PS für 1,4 Tonnen? Das geht sogar sehr gut. Der in unserem Testwagen eingesetzte Zweiliter-TDI mit 110 PS ist sozusagen die abgespeckte Version des bekannten TDI mit 140 PS. Wichtiger sind als Hausnummer schon die 250 Newtonmeter Drehmoment des „kleinen“ Diesel, die zwischen 1500 und 2500 Touren anliegen. Diese Maschine kann ungewöhnlich niedertouring gefahren werden, schon knapp über Leerlaufdrehzahl zieht sie ruckfrei durch. Verblockt ist sie mit einem lang übersetzten Fünfgang-Schaltgetriebe. Eine Automatik ist für diese Modellversion nicht lieferbar. Schade, denn der Kraftaufwand für die Kupplung ist recht hoch und die Spreizung zwischen zweiten und drittem Gang nicht optimal.

Selbst beim Ausdrehen, was die 110-PS-Maschine jedoch nicht so recht mag, bleibt sie auf der kultivierten Seite. Was vermisst man? Einen sechsten Gang für die Autobahn sowie eine Start-Stopp-Automatik für die Stadt.

Im Schnitt kamen wir auf der insgesamt 1800 Kilometer langen Testfahrt auf einen Praxisverbrauch von nur 5,8 Litern Diesel, lediglich 0,7 Liter über dem Normwert von 5,1 Litern. Mit dem 55-Liter-Tank sind so gut 900 Kilometer ohne Tankstopp drin. Selbst auf forschen Autobahnetappen blieb der Verbrauch unter noch sieben Liter.

Hören und Sehen

Mit den Abrollgeräuschen der optionalen 17-Zoll-Räder (nur 65 Euro Aufpreis!) kann man sehr gut leben. Da auch die Windgeräusche weitgehend außen vor bleiben, gehört der Yeti zu den Leisen unter den SUV. Darüber freut man sich auf längeren Fahrten. Der Diesel trägt zwei Wesen in sich. Im Leerlauf nagelt er, selbst noch im betriebswarmen Zustand, unüberhörbar vor sich hin. Doch in Fahrt zeigt er sich von seiner besseren, nämlich kultivierteren Seite. Auf der Autobahn dringt nur noch ein Grummeln aus dem Motorraum nach innen, überlagert von moderaten Windgeräuschen.

Der Test mit dem Skoda Yeti 1.2 TDI hat gezeigt, dass die 110 PS durchaus ausreichen können.
Der Test mit dem Skoda Yeti 1.2 TDI hat gezeigt, dass die 110 PS durchaus ausreichen können.

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Im aufrechten Skoda freut man sich über den freien Blick nach vorn über die einsehbare Motorhaube. Gut zum Peilen bei Rangiermanövern. Auch nach den Seiten und nach hinten erlauben die steilen und recht großen Scheiben einen besseren Rundumblick als bei vielen anderen SUV.

Wählen und Zahlen

Los geht es beim Yeti bereits bei 18990 Euro für den kleinen 1,2er Benziner Active mit 105 PS, magerer Grundausstattung und Frontantrieb. Wer einen Diesel fahren will, muss mindestens 21890 Euro ausgeben für den 110 PS starken Diesel Active, ebenfalls magerer Grundausstattung und Fünfganggetriebe. Der von uns gefahrene Testwagen mit dem 110-PS-Diesel, Fünfganggetriebe und Frontantrieb kostet in der Topausstattung Elegance mit 26490 Euro bereits 4600 Euro mehr als das Basismodell. Für 1800 Euro Aufpreis gibt es die Allradversion mit elektronisch geregelter Drehmomentverteilung per Mehrlamellen-Haldex-Viscokupplung der neuesten Generation, wo der gleiche 110-PS-Diesel dann allerdings mit einem Sechsganggetriebe verblockt ist. Ein Schnäppchen ist der Yeti mit Vollausstattung nicht mehr. Die Tschechen wissen, was ihr Auto wert ist. Preislich liegt der Yeti dann auf Augenhöhe mit den europäischen und asiatischen Wettbewerbern. Der Konzernbruder Tiguan ist mit entsprechender Ausstattung allerdings gut 4500 Euro teurer.

Doch selbst in Topausstattung lässt sich der Yeti noch weiter aufrüsten, so dass der 35000-Euro-Bereich schon bald erreicht ist. Unbedingt empfehlenswert ist das More-Elegance-Paket mit Bi-Xenon-Leuchten mit dynamischen Kurvenlicht, LED-Tagfahrlicht und Waschwasserstandskontrolle, Telefonfreisprecheinrichtung sowie elektrisch einstellbarem Fahrersitz für günstige 990 Euro (Preisvorteil 1045 Euro). Auch die 240 Euro für die exzellenten Sportsitze sollte man noch extra ausgeben; der Rücken wird es einem danken.

Gutes und Schlechtes

Nach unserem Praxistest über gut 1800 Kilometer steht fest: Dieses SUV ist nicht nur eine Überlegung wert. Der Yeti steht exemplarisch für die (sehr anziehenden) Werte von Skoda: Immer ein bisschen mehr Platz als die Masse, immer etwas praktischer als diese und immer etwas günstiger als das entsprechende Modell der Firma XY. Da muss man sofort an die bekannte Werbung einer bekannten Schokoladenfirma denken: quadratisch, praktisch, gut. Zumal auch die Versicherungseinstufungen vergleichsweise niedrig sind. Der „kleine“ 110-PS-Diesel ist die große Entdeckung in diesem rundum durchdachten SUV: ausreichend kräftig, sehr sparsam und in Fahrt auch kultiviert genug. So ist der Yeti optimal als clevererer Reisewagen im modischen SUV-Look für alle, welche heute eine lange Strecke fahren und morgen viel transportieren möchten. Was will man eigentlich mehr?

Stärken:

Sparsamer Dieselmotor Sehr handlich für ein SUV Überdurchschnittliche Variabilität

Schwächen:

Recht straffe Federung Lang übersetztes Fünfganggetriebe Keine Automatik lieferbar

Die Konkurrenz:
VW Tiguan
Ford Kuga
Hyundai IX 35

Technische Daten Skoda Yeti Elegance 2.0 TDI CR
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,22 / 1,79 / 1,69 Meter
Leergewicht 1420 Kilogramm
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt 405 / 1580 Liter
Maximale Zuladung 545 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 55 Liter
Motor Vierzylinder-Diesel-Turbo-Motor, Direkteinspritzung, zwei oben liegende Nockenwellen, Zahnriemen
Hubraum 1968 Kubikzentimeter
Getriebe 5-Gang-Schaltgetriebe
Leistung (kW/PS) (kW/(PS): 81/110
Drehmoment 250 Newtonmeter bei 1500 bis 2500 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 11,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 177 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 6,4 / 4,4 / 5,1 Liter
Verbrauch im Test 5,8 Liter
CO2-Emissionen/Effizienzklasse: 134 g/km / C
Typklassen (KH/VK/TK) 15/16/20
Preis als Basisfahrzeug 26 690 Euro
Preis des Testwagens 33 965 Euro

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