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Der Suzuki Jimny 2013: Schon seit 35 Jahren streunt der Japaner durch unsere Wälder. Erst als LJ80, dann als Samurai und seit 1998 als Jimny.

© Hersteller

Fahrbericht Suzuki Jimny: Ohne Schnörkel

Es gibt Autos, die sind so, wie sie sind einfach gut so und erfüllen ihren Zweck. Der Suzuki Jimny ist so einer. Seit mehr als 30 Jahren durchquert er bei uns Wald und Wiesen und hat sich eine treue Fangemeinde geschaffen. Was soll man da anders machen?

Jäger sind in der Regel geerdete Menschen, bei denen ehe Taten als markige Worte verfangen. Wer an Wochenenden die Wälder durchstreift, der weiß, was er braucht und was nicht. Das gilt ganz besonders für sein Auto. Teure Schickimicki-SUVs sind da in der Regel fehl am Platze. Ein Jäger braucht einen echten Geländewagen, der abseits der Straßen wirklich was kann. Klein, leicht und mit den gängigen und wichtigen Techniken wie Allradantrieb und Geländeuntersetzung ausgestattet. Das reicht schon.
Auf dem deutschen Markt erfüllen nicht so viele Fahrzeuge dieses Anforderungsprofil. Die G-Klasse von Mercedes oder ein Land Rover Discovery passen zwar technisch in das Raster. Im Gelände macht ihnen so schnell keiner was vor. Aber sie sind schwer und teuer. Daher erfreuen sich bei den meisten Jägern in unserem Land vor allem zwei Modelle großer Beliebtheit. Der Suzuki Jimny und der Lada Niva. Beide sind robust und vor allem günstig. Ein Neupreis deutlich unter 20 000 Euro versüßt auch dem betuchten Weidmann sein Hobby.

Eine Motorisierung und vielleicht zwei Karosserievarianten
In den westlichen Bundesländern hat der Suzuki Jimny im Wettlauf der günstigen Offroader meist die Nase vorne gehabt. Seit 1978 ist der kleine Japaner auf dem deutschen Markt, damals noch als Suzuki LJ80. Einst wurde das Fahrzeug für die australische Armee konstruiert. In Deutschland zeigte der Importeur das Auto erstmals auf der IAA 1979. Die Markteinführung geriet direkt zu einem Erfolg. In den ersten drei Jahren wurden 15 000 LJ80 verkauft. Ein unerwarteter Erfolg für ein Auto, das eher als Notnagel ins Programm genommen wurde. Zu der Zeit hatten die Japaner gerade mal das Mini-Mobil Fronte und den Kleintransporter Carry auf dem Markt. Aber der Suzuki LJ80 traf eben ziemlich genau die Bedürfnisse. Es gab ihn als Cabrio, mit Ladefläche oder oben geschlossen. Und er war günstig zu haben, gleichzeitig aber robust. Für Leute, die einen praktischen Offroader suchen die perfekte Wahl.

Für heutige Maßstäbe ist der Innenraum des Suzuki Jimny geradezu spartanisch. Auf der anderen Seite hat er alles, was ein Auto wirklich braucht.
Für heutige Maßstäbe ist der Innenraum des Suzuki Jimny geradezu spartanisch. Auf der anderen Seite hat er alles, was ein Auto wirklich braucht.

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So hat sich der kleine japanische Wühler im Laufe der Jahre erst als LJ80, dann die Marktführerschaft unter den Offroadern in Deutschland erkämpft. In der Regel gab es nur eine Motorisierung zwischen 40 und 60 PS, ein Hardtop oder eine Plastikhaube und dazu Blattfederung und natürlich immer Allradantrieb. 1982 wurde aus dem LJ80 der SJ oder auch Samurai und seit 1998 heißt er auch bei uns, wie in Japan schon immer, Suzuki Jimny.

Zaghaftes Facelift
Der japanische Kleinwagenspezialist geht mit diesem Erbe im Grunde auch sehr vorsichtig um. Die Zielgruppe für das Fahrzeug ist spitz und die Bedürfnisse, wie bereits erwähnt, klar abgesteckt. In all den Jahren gab es hier mal ein Sondermodell, da mal eine technische Neuerung wie die Servolenkung oder elektrische Fensterheber. Von Zeit zu Zeit noch einen neuen Motor und das war es eigentlich auch schon. Warum sollte man auch ein Auto auf den Kopf stellen, das seine Kunden glücklich macht?
Dementsprechend ist auch das jüngste Facelift im vergangenen Jahr verlaufen. Auf der Vorderseite wurden die Motorhaube, der Kühlergrill und der Stoßfänger aufgehübscht und etwas modernisiert. Als Lackierung gibt es jetzt den neuen Blau-Metallic-Ton „Breeze Blue Metallic“ und für das feste Fahrerhaus sind abgedunkelte Seitenscheiben verfügbar. Hinzu kommen neue Polster innen und das war es auch schon. Technisch ist der Bestseller im Grunde unverändert geblieben.

Bescheidener Vortrieb
Fahren wir also auf eine Proberunde mit dem unverwüstlichen Japaner und sehen, ob das Konzept des Suzuki Jimny 2013 immer noch hält, was es verspricht. Unsere Tour startet aber im Herzen Berlins und offenbart erst mal, was den Unterschied zu modernen Autos ausmacht. Schon das Reinsetzen ist eine Zeitreise in die neunziger Jahre. In der Mittelkonsole findet sich nichts, was es nicht braucht. Ein Radio, immerhin schon mit CD-Spieler, darunter die Regler für Heizung und Lüftung, in anderen Ausstattungen gibt es auch eine Klimaanlage, und noch drei Schalter, mit denen sich zwischen Heck- und Allradantrieb wählen lässt und die Geländeuntersetzung zugeschaltet werden kann. Das war es auch schon.

Auf den ersten Kilometer über die Berliner Straßen macht sich die rustikale Federung des Suzuki Jimny schon bemerkbar. Die Blattfedern, die auf den Drei-Lenker-Starrachsen ruhen rumpeln bei Tempo 50 recht unwirsch über die vom Winter zerfressenen Asphaltbeläge Berlins. Mit seinen mittlerweile 86 PS kommt der Jimny zwar ganz flott voran, aber die Beschleunigung bleibt überschaubar. Kein großes Wunder, denn das Motörchen mit seinen etwas mehr als 1,3 Litern Hubraum generiert gerade mal 110 Newtonmeter Drehmoment. Und die stehen auch erst bei 4000 Umdrehungen zur Verfügung. Heutzutage fast ungewöhnlich, denn die meisten modernen Motoren sind auf eine frühe Bereitstellung des Drehmoments getrimmt und nutzen dazu einen oder sogar zwei Turbolader um ein konstantes Drehmoment über einen größeren Drehzahlbereich zu generieren. Dem Suzuki Jimny ist so etwas eher fremd, was aber im Grunde die Fahrfreude kaum trübt. Im Gelände benötigt man eher die hohen Drehzahlen und zu viel Drehmoment führt zu schnellem Durchdrehen der Räder. So gesehen macht der Jimny seine Sache richtig. Durch die Kürze von nur 3,63 Meter und dem hohen Aufbau ist das Kurvenverhalten, sagen wir mal aufrichtig. Aber die stramme Federung signalisiert auch klar, was noch geht und wann es zuviel wird. Man verzeiht ihm das alles durchaus, denn sein ganzes Wesen signalisiert, dass er ganz andere Werte anvisiert.

Entspannt unterwegs auf Feldwegen
In den ländlicheren Gefilden Brandenburgs angekommen nehmen wir die erste Gelegenheit wahr mal einen Abstecher ins Gelände zu machen. Das heißt wir fahren den ersten öffentlichen Feldweg immer geradeaus in die gerade erst ergrünten Wälder. Und hier erschließt sich schnell, warum der Suzuki Jimny unter den Förstern und Jägern eine treue Fangemeinde hat. Zu keinem Zeitpunkt besteht die Befürchtung, dass es mit dem Vortrieb zu Ende sein könnte. Auch wenn der vom Dauerregen aufgeweichte Boden tiefer wird wühlt sich der nur 3,63 Meter lange Japaner souverän durch. Die Brandenburger Wälder stellen die 19 Zentimeter Bodenfreiheit ab und an auf die Probe, den Böschungswinkel von 36 Grad konnten wir kaum herausfordern. Alles in allem hat der Abstecher über die Feldwege gezeigt, dass der Jimny das, wofür er gemacht wurde, gut beherrscht.

Die Lufthutze auf der Haube ist neu. Beim Facelift des Suzuki Jimny wurde vor allem an der Optik innen und außen gearbeitet. Technisch blieb alles weitestgehend gleich.
Die Lufthutze auf der Haube ist neu. Beim Facelift des Suzuki Jimny wurde vor allem an der Optik innen und außen gearbeitet. Technisch blieb alles weitestgehend gleich.

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Insofern kann das Fazit nur positiv ausfallen. Denn für den Basispreis von 15 190 Euro ist kaum mehr Auto zu bekommen. Selbst wenn die Maßstäbe für Kleinwagen angelegt werden ist der Suzuki Jimny noch bezahlbar. Selbst wenn die höchste Ausstattungslinie mit dem Sondermodell Ranger kombiniert bleibt der Preis bei moderaten 17 470 Euro. Und dann ist alles an Bord, was Suzuki so bereit stellt. Das ist zwar nicht viel, aber eben alles, was es braucht für einen echten Offroader. Der Komfort bleibt, so oder so, bescheiden. Aber das ist ja auch nicht Kernaufgabe bei einem, der schon so viele Jahre durch unsere Wälder stromert. Und das macht der Suzuki Jimny 2013 mit Bravour. Was will man mehr?

Stärken: Gute Offroadeigenschaften, robustes Fahrverhalten, günstiger Preis

Schwächen: Motor mit zögerlicher Kraftentfaltung, überschaubarer Komfort, knapp bemessener Nutzwert

Technische Daten Suzuki Jimny 1.3
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 3,70 / 1,60 / 1,70 Meter
Leergewicht 1150 Kilogramm
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt 113 / 324 Liter
Maximale Zuladung 270 Kilogramm
Sitzplätze 4
Tankvolumen 40 Liter
Motor Vierzylinder-Otto-Motor in Reihe, variable Einlaßnockenwelle, 16 Ventile und Direkteinspritzung
Hubraum 1328 Kubikzentimeter
Getriebe 5 Gang 5 vollsynchronisiert
Leistung (kW/PS) 63 / 86
Drehmoment 110 Newtonmeter beu 4100 Umdrehungen
Beschleunigung 0 - 100 km/h 14,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 8,9 / 6,0 / 7,1 Liter
Verbrauch im Test 8,0 Liter
Garantie 3 Jahre / 100 000 Kilometer
Garantie 3 Jahre / 100 000 Kilometer und 6 Jahre gegen Durchrostung
Preis als Basisfahrzeug 15 190 Euro
Preis des Testwagens 17 470 Euro

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