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Buntes Allerlei: Die VeloBerlin galt bisher als die "offizielle" Fahrradmesse, die Berliner Fahrradschau hingegen eher als kultige Bastlermeile - doch nun springen die großen Hersteller auf und machen den einstigen Underdog zur Trendmesse.

© dpa

Berliner Fahrradschau: Nichts soll den Konsum aufhalten

Wettermäßig ging die Fahrrad-Saison in diesem Jahr früh los. Endgültig erwacht ist das Interesse der Zweiradverliebten spätestens am 21. und 22. März 2015, als in Berlin die beiden großen Fahrradmessen zeitgleich ihre Zelte aufschlugen: Die Velo und die Berliner Fahrradschau haben sich bisher immer gut ergänzt, doch nun sind die beiden Ausstellungen nicht nur terminlich näher zusammengerückt. Schade eigentlich...

Die Berliner haben Bock auf Rad und das merkten die Veranstalter der beiden großen Fahrradmessen deutlich. Die Velo zählte am 14 500 Gäste. Zur Fahrradschau sollen sogar 20 000 Menschen gekommen sein. Die Fahrradschau hat die ältere Velo also überrundet. Indem sie das Fahrrad als Lifestyle-Produkt zelebriert, erreicht sie immer mehr Menschen. Endlich die verdiente Wertschätzung für das Rad!

Von der Trendschau zur Konsum-Show

Aber irgendwo ist die Fahrradschau falsch abgebogen. Sie hat die falschen Leute mitgenommen. Denn überteuerte Modemarken springen nur zu gern auf den Zug auf und erklären den Fahrradstreifen zum neuen Laufsteg. Wer möchte, kann sich natürlich auf der Fahrradschau bis aufs farblich abgestimmte Hüftschloss durchstylen lassen. Um Politik geht es nur am Rande und wenn, dann soll es wenigstens Spaß machen.

Die Tandem-Fahrt, mit der Rabbis und Imame ein Zeichen für mehr Toleranz setzten, und das Critical Mass Barcamp im Rahmenprogramm füllen die inhaltliche Leere nur mäßig. Ansonsten beschleicht einen das Gefühl, die Fahrradschau sehe in ihrer Zielgruppe eine selbstverliebte Community, die kaum über den eigenen Lenker hinausdenkt.

Immerhin die Event-Area bleibt sich treu

Aber das stimmt nicht. Die Berliner Radfahrer sind Meister im Improvisieren – zwangsläufig, denn die Politik lässt sie regelmäßig im Stich. Die Rad-Szene der Hauptstadt ist reich an Machern, Bastlern, Schraubern, Aktivisten. Einem Großteil kann man eine gewisse Marken- und Stil-Blindheit getrost nachsagen und das ist gut so! Es dient der Vielfalt. Die Fahrradschau aber ist auf dem besten Weg, sie alle über einen Kamm zu scheren und zu Konsumenten zu degradieren.

Erfrischend anders ist nur die Event-Area. Hier drehen tätowierte BMX-Akrobaten ihre Pirouetten, Bike-Polo-Spieler schwirren erstaunlich kollisionsfrei über das Feld und auf dem Pump Track drehen motorradbehelmte Gestalten ihre Runden, dass man in Deckung gehen möchte. Das macht Spaß – und gibt der Messe wieder etwas von der Glaubwürdigkeit zurück, die sie an den Ständen so leichtfertig aufs Spiel setzt.

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