Leicht hatten es beide nicht, weder Rudolf Diesel selbst noch seine Erfindung. Aus armen Verhältnissen stammend, hat er sich mit Fleiß und Hilfe von anderen zum Ingenieur hochgekämpft. Als der Ingenieur am Abend des 29. September 1913 stirbt, steht die Welt vor einer epochalen Wende. Nicht mal ein Jahr später beginnt der Erste Weltkrieg. Der Motor des Rudolf Diesel aber wird erst nach dem zweiten der beiden großen Kriege einen Siegeszug antreten.
Dabei schien die Idee absurd. Ein Motor, der ohne Zündfunken auskommt und ein Zylinder, der den Druck von bis zu 253 bar aushalten muss - Als der in Paris geborene Erfinder diese Ideen entwickelt, sind das nichts als Hirngespinste. Doch am 10. August 1893 läuft der erste Dieselmotor aus eigener Kraft, für den er im Februar des gleichen Jahres erst sein Patent auf eine "neue rationelle Wärmekraftmaschine" angemeldet hatte. Diesel ist zwar noch lange nicht am Ziel, vier weitere Jahre voller Rückschläge werden vergehen, bis 1897 der erste Dieselmotor fertiggestellt wird. Aber es ist der lang ersehnte Triumph seiner Theorie, der Beweis der Machbarkeit.
Zu laut, zu stinkig
Rudolf Diesel wird seinen Ruhm nie richtig auskosten können. Patentstreitigkeiten und geschäftliche Fehlschläge haben den begabten Erfinder fast ruiniert. Unter mysteriösen Umständen verschwindet Diesel bei der Überfahrt nach England. Sein Motor wird erst über Umwege den Weg in Kraftfahrzeuge finden. Am Anfang sind es vor allem Schiffe, die mit dem selbstzündenden Motor ausgestattet werden. 1903 werden die ersten Diesel verbaut, die gleichzeitig das Ende der Dampfschifffahrt einläuten. Für Automobile sind die riesigen Motoren allerdings noch undenkbar. Erst die Erfindungen von präzisen Einspritzpumpen, moderner Düsen und später dem Turbolader ermöglichen es, die Diesel immer kleiner und leichter zu bauen.

Im Kfz-Bereich bleibt der Antrieb aber bis weit nach Kriegsende eher eine Randerscheinung. Zu laut, zu stinkig und zu langsam in der Kraftentfaltung sind die Selbstzünder. Bis in die achtziger Jahre tüfteln europäische Ingenieure, um den Diesel zu kultivieren. Zusammen mit der Ladeluftkühlung und den Turboladern erweist sich das Konstruktionsprinzip als immer komfortabler. Mitte der neunziger Jahre können die Pumpe-Düse-Methode oder die Common-Rail-Technik verbessert werden. Technisch ausgereift hält sie in immer mehr Pkws Einzug. Freilich hat in Europa die Politik nachgeholfen, die den Kraftstoff bis heute steuerlich begünstigt. Deshalb fristet die Erfindung von Rudolf Diesel in den USA und Asien immer noch ein Nischendasein. Im Nutzfahrzeugbereich und in der Schifffahrt ist der Motor des Herrn Diesel konkurrenzlos.

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