Das Fahrzeug drängt von hinten, fährt dicht auf, in kurzem Takt blendet die Lichthupe und der Fahrer versucht sich mit aller Gewalt die linke Spur auf der Autobahn im dichten Berufsverkehr frei zu räumen. Solche Szenen spielen sich täglich auf unseren Straße ab. Experten sind der Meinung, dass die Aggressivität auf unseren Straßen in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Und auch das subjektive Erlebnis vieler Autofahrer dürfte diese Aussage bestätigen.
Doch wie begegnet man solche Rowdys auf den Straßen am besten? Autofahrer sollten bei Rowdys im Straßenverkehr jeder Form von Selbstjustiz abschwören. Das sagte der ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner beim Verkehrsgerichtstag in Goslar (23. bis 25. Januar). Dort sind unter anderem Aggressionen im Straßenverkehr ein Thema. Wer sich durch Raser und Drängler bedrängt fühle, solle nicht mit Ausbremsen, Bummeln oder permanentem Linksfahren auf der Autobahn reagieren.
Autofahrer ärgern sich über Rambo-Radler
Verkehrs-Rowdys mit eindeutigen Gesten zu drohen oder sie zu beleidigen, solle man sich ebenfalls verkneifen, rät Hillgärtner. Das könne eine Situation weiter eskalieren lassen. "Es kommt vielmehr darauf an, Ruhe zu bewahren und berechtigte eigene Interessen deutlich zu machen." Beim Überholen könne man beispielsweise mit kurzem Blinken einem nachfolgenden Verkehrsteilnehmer signalisieren, dass man bei nächster Gelegenheit die Spur wechseln wird.
Doch eine gewisse Gelassenheit zu bewahren ist gar nicht so einfach. Besonders Frauen fühlen sich von den Rowdys bedroht und reagieren oft verängstigt. Wie extrem das enden kann zeigt der tödliche Unfall einer jungen Mutter mit ihrer zweijährigen Tochter im Jahr 2003. Der später verurteilte Rolf F., ein Testfahrer des damaligen DaimlerChrysler-Konzerns, hatte die Frau mit dichtem Auffahren derart bedrängt, dass diese von der Fahrbahn abkam, gegen eine Leitplanke knallte und mit ihrem Kleinwagen tödlich verunglückte. Gewiss ein Extremfall, aber auch ein Bild dessen, was Aggressionen im Straßenverkehr verursachen können.
Rüpel-Radler im Visier
Rücksichtslose Radler sind für viele Autofahrer ein rotes Tuch. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov sprachen sich 82 Prozent der Deutschen für mehr Polizeikontrollen und teurere Strafen für Rüpel-Radler aus. Als Autofahrer fühlten sich 81 Prozent bedroht, wenn Radfahrer ohne Licht fahren, rote Ampeln missachten und falsch in Einbahnstraßen einbiegen würden.
Mehrere Vorfälle im Berliner Verkehr alleine im letzten Jahr zeigen, dass solches Fehlverhalten kein Kavaliersdelikt ist. In der Regel gefährden sich die Rüpel-Radler bei Begegnungen mit dem motorisierten Verkehr vor allem selbst, wie zum Beispiel der tödliche Unfall eines Radlers im August letzten Jahres zeigte. Aber bei Konfrontationen mit Fußgängern, insbesondere mit Kindern, sieht es schon anders aus. Hier sind die anderen das schwächere Glied. Und selbst Busse der BVG können durch Rambos auf Rädern gefährdet werden, wie der Vorfall vom März zeigte, wo ein Radler einen BVG-Bus zu einer Notbremsung zwang. Einige Fahrgäste stürzten und verletzten sich.
Umgekehrt fühlen sich viele Radler als das schwächere Glied im Straßenverkehr und von rabiaten Autofahrern direkt bedroht. Insbesondere auch weil die Zahl der getöteten Radfahrer im letzten Jahr wieder auf einen Höchststand geklettert ist. Mit der Zunahme des Radverkehrs auf Berliner Straßen scheinen sich die Fronten zwischen Auto und Zweirad zunehmend zu verhärten. Dabei kann nur gegenseitige Rücksicht das Zusammenleben auf den Straßen verbessern. Dazu rufen auch die Verkehrsexperten in Goslar auf. (mit dpa)


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