Es gab schon mal schlechtere Zeiten für Opel. Geradezu bemerkenswert ist der Aufwärtstrend, den die traditionsreiche Marke in den letzten zwei Jahren gezeigt hat. Man denke an die Zeiten, als ein gewisser Sergio Marchionne bei der Kanzlerin vor der Tür stand und Opel ins Fiat-Reich holen wollte. Krisen über Krisen, Bürgschaft der Bundesregierung, Verkauf oder nicht, Werkschließung in Bochum – Alles keine Schlagzeilen, mit denen ein Auto-Konzern gerne in den Medien auftaucht. Seit Karl-Thomas Neumann im März vergangenen Jahres die Führung bei der Rüsselsheimer GM-Tochter übernommen hat geht es wieder aufwärts mit dem Blitz. Der ehemalige VW-Manager hat dem Unternehmen ein neues Selbstbewusstsein eingehaucht, das sich auch in frischen Produkten bemerkbar macht. Mit dem Opel Cascada hat die Marke ein hübsches und konkurrenzfähiges Cabrio im Programm, der Kompakt-SUV Mokka treibt den Marktanteil von Opel insgesamt nach oben und erobert neue Kunden. Schließlich wird es im kommenden Jahr auch noch eine neue Baureihe unterhalb des ebenfalls sehr erfolgreichen Adam geben, wie Opel just diese Woche bekannt gab. Karl soll er heißen und sich mit dem Toyota Aygo und dem VW Up messen.
Dass die Modelloffensive Früchte trägt, lässt sich auch mit Zahlen belegen. Von Januar bis August sind Zulassungen um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Marktanteil hat sich mittlerweile auf 7,3 Prozent erhöht. Von der einstigen Größe, in den achtziger Jahren war Opel auf dem deutschen Markt hinter Volkswagen klare Nummer zwei, ist man damit zwar immer noch weit entfernt. Mercedes, Audi und BMW rangieren zwar alle noch zwischen den Rüsselsheimern und dem einsamen Marktführer VW. Aber immerhin konnte man Ford und Skoda wieder überholen und sich unter den Top 5 etablieren. Das gibt Opel-Chef Neumann auf seinem Sanierungskurs natürlich Rückenwind und stärkt seine Position bei General Motors in Detroit. Dort ist er ohnehin schon Vice President und Mitglied des Executive Committee. Höchste Ehren für die oft ungeliebte Tochter. Wenngleich aus Rüsselsheim im vergangenen Jahr immer noch Verluste von 623 Millionen Euro aufgelaufen sind. Bis 2016 will der Opel-Vorstand den Konzern wieder profitabel machen.
Kundschaft für Opel Adam Rocks soll weiblicher werden
Und dazu braucht es weitere innovative Produkte, für die eben aber auch wieder Geld da ist. Der Kleinstwagen dürfte ein Teil dieser Strategie werden, trendige Kleinwagen wie der jetzt vorgestellte Opel Adam Rocks sind es bereits. Mit dem aufgepeppten Adam will man in diesem Segment verstärkt männliche Kunden zur Marke ziehen. Deshalb zeige der Adam Rocks "maskuline Gene", wie der Marketing-Direktor Deutschland Andreas Marx betont. Kein Wunder, beim Adam ist die Käuferschaft zu 70 Prozent weiblich. Da möchte man gerne zusätzlich noch ein paar Kerle in den Kleinwagen bekommen. Aber der Opel Adam Rocks nimmt auch den Trend zu Crossover-Modellen auf. Um 15 Millimeter hat man den Adam angehoben, vorne und hinten mit Plastikverkleidungen im Look eines Unterfahrschutzes versehen, sowie Dämpfer, Federn und Lenkung strammer abgestimmt. Damit hat der Opel Adam Rocks immer noch nichts mit einem Geländewagen zu tun. Aber damit und den serienmäßigen 17 Zoll Leichtmetallfelgen, speziell für den Adam Rocks gibt es auch 18-Zoll-Rädern, sieht er eben fescher aus. Und darauf legt die Kundschaft derzeit am meisten wert, wie der Erfolg von Crossover-Modelle wie etwa des Nissan Qashqai zeigt.

Die Optik ist die eine Sache, aber am Ende muss auch die Technik unter der Haube stimmen. Auch da hatte Opel lange Probleme. Die Frage nach dem Doppelkupplungsgetriebe, dass im Rüsselsheimer Technik-Regal schon lange fehlt, ist fast schon ein Running Gag. Das hat natürlich auch der Adam Rocks nicht an Bord. Aber dafür bringt die Modellvariante endlich den so wichtigen Dreizylinder mit, der für einen auf kleinere Modelle ausgerichteten Großserienhersteller heute unumgänglich ist. Nicht nur wegen des durchschnittlichen Verbrauchs von 95 Gramm, den die EU den Autobauern für ihre Modellpalette bis 2020 verordnet hat. Auch weil, die Kundschaft in den letzten Jahren immer stärker auf die Folgekosten schaut. Und da sind eben Steuer und Verbrauch die entscheidenden Faktoren, die sich mit einem Dreizylinder am besten eindämmen lassen.
Opel Adam Rocks bringt neuen Dreizylinder mit
Technisch gesehen hat Opel bei dem neuen Antrieb endlich mal wieder aus dem Vollen schöpfen dürfen. Neben dem Verbrauch stand vor allem die Laufkultur, also Geräuschentwicklung und Vibrationen im Fokus der Ingenieure. Die mussten zwar mit den Kostenkontrolleuren kämpfen, bekamen aber am Ende freie Hand die beste Lösungen während der dreieinhalb Jahre dauernden Entwicklungsphase zu integrieren. So ist ein Vollaluminium-Motor entstanden, der über Vierventil-Technik verfügt, den Treibstoff über eine zentrale Direkteinspritzung mit 200 Bar druckt in die Zylinder drückt und mittels einer zusätzlichen, in der Ölwanne laufenden Ausgleichswelle die für Dreizylinder typische Unruhe nahezu eliminiert.

Auf den ersten Testkilometern zeigt sich, dass die 200 Ingenieure, die insgesamt 3,5 Millionen Testkilometer auf 1600 Versuchsmotoren abgespult haben, einen guten Job gemacht haben. Auch solche Zahlen belegen, dass Opel wieder richtig Geld in die Entwicklung steckt und andererseits, wie wichtig dieser Antrieb für Opel sein wird. Langfristig wird der Dreizylinder den Corsa, den Astra und Meriva, und sicherlich auch den kommenden Kleinwagen Karl antreiben. Geeignet dazu ist er, denn auf der Straße ist kein Unterschied zu den Vierzylinderantrieben zu spüren. Im Gegenteil: Dank Turboaufladung steht das maximale Drehmoment von 170 Newtonmeter bei der 115-PS-Version auf einem Band zwischen 1800 und 4500 Umdrehungen zur Verfügung. Das ergibt einen ordentlichen Antritt und eine ebensolche Elastizität. Das ebenfalls neu entwickelte Sechsgang-Getriebe, ungewöhnlich für die Klasse und nur 40 Kilogramm schwer, hat am guten Fahreindruck ebenfalls großen Anteil.
Der Stärkste, aber nicht der Sparsamste
Im Adam Rocks bringt es die stärkere Variante – es gibt den Dreizylinder auch mit 90 PS – auf eine Höchstgeschwindigkeit von 196 km/h und erreicht in 9,9 Sekunden die 100 Stundenkilometer. Von 80 auf 120 km/h geht es in 10,9 Sekunden. Damit stellt der neue Antrieb in Sachen Leistung alle bisher verfügbaren Motorisierungen in den Schatten. Das gelingt beim Verbrauch nicht ganz. Mit 5,1 Litern auf 100 Kilometern in der Norm liegt aber auch nur knapp drüber. Für die ersten Testkilometer genehmigte sich der Adam Rocks gegenüber dem unrealistischen EU-Norm-Zyklus aber auch nur 0,7 Liter mehr, was ebenfalls für den Motor spricht. Die schwächere Variante ist mit 4,5 Litern Normverbrauch dann wirklich auf dem Papier die sparsamste Motorisierung für die Baureihe.

So dürfte der kleine Rocker bei den Kunden recht gute Karten haben. Auch wenn die Preisgestaltung mit einem Einstieg bei 15 990 Euro durchaus selbstbewusst ausgefallen ist. Mit dem Dreizylinder an Bord kostet der Opel Adam Rocks 18 490 Euro, die stärkere Variante kommt auf 300 Euro Aufschlag. Dafür haben die Rüsselsheimer dem Modell auch etwas mehr Ausstattung in den Warenkorb gelegt. Das ordentlich verarbeitet Textil-Faltdach gibt es exklusiv für die Rocker-Variante, Sportfahrwerk und verchromte Endtöpfe gibt es ebenfalls immer dazu. Ansonsten basiert die Serienausstattung weitestgehend auf der mittleren Ausstattungslinie Glam, mit der es sich beim normalen Adam gut auskommen lässt. Und natürlich lässt sich auch der Adam Rocks so variantenreich und farbenfroh konfigurieren wie seine Brüder.
Bei Opel ist man zuversichtlich, dass der Adam Rocks so einige Kunden wieder oder neu für die Marke gewinnen kann. Chefdesigner Boris Jacob zumindest ist sich sicher: "Er trifft den Zeitgeist." Das ist vielleicht das Geheimnis und gleichzeitig der Unterschied zu früheren Jahren: Opel bringt wieder die richtigen Produkte zur rechten Zeit. Aber man ist auch noch auf etwas anderes stolz: Die Adam-Baureihe sei der einzige Kleinwagen, der in Deutschland entwickelt und vor allem auch gebaut wird. Möglicherweise hört man das nicht nur in Eisenach besonders gerne.

Preise und Ausstattungen
Den Adam Rocks wird es insgesamt mit fünf Motorisierungen geben. Neben dem neuen Dreizylinder-Antrieb, der es mit 90 und 115 PS verfügbar ist, sind noch die bekannten 1,2 und 1,4 Liter großen Benziner zu haben. Letzteren gibt es mit 87 und 100 PS. Die Preisspanne reicht von 15 990 Euro für den 1.2 bis zu 18 790 Euro für den neuen 1.0 ECOTEC in seiner stärkeren Variante. Eine Autogasvariante ist für den Adam Rocks nicht vorgesehen.
Die Ausstattung entspricht etwa der mittleren Linie Slam des normalen Adam. Aber der Adam Rocks bringt noch eine verchromte Dachlinie, Blinker, Nebelleuchten und Endtöpfe mit. Das Stoff-Faltdach gibt es nur für den Adam Rocks, ebenso wie den Offroad-Lock mit Kunststoffverkleidungen an den Seiten, sowie vorne und hinten am Unterboden. Auch das Sportfahrwerk ist Serie. Die Spur hat Opel auf 1472 Millimeter vorne und 1464 hinten verbreitert.
Wie schon beim Adam stehen zahllose Farbvarianten für Dach, Karosserie und Interieur zur Verfügung. Das Faltdach gibt es in drei Farbtönen passend dazu.

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