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Schauspielerin, Sängerin, Musical-Diva und Dozentin: Multitalent Helen Schneider.

© Anatol Kotte/promo

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Ich mag familiäre Lokale, wo alles easy ist"

Sängerin Helen Schneider pendelt zurzeit zwischen Hamburg und Berlin - und empfiehlt Genießer-Adressen in beiden Städten.

Von Susanne Leimstoll

Sie haben viel auf dem Land gelebt, in den Bergen Conneticuts, in der Provence. Warum 2006 die Entscheidung, nach Berlin zu ziehen?

Ich bin eine echte New Yorkerin, ein Stadtkind. Und nach 18 Jahren auf dem Land schien Berlin – I don’t know – irgendwie die richtige Stadt. Auch, um meine Karriere neu zu starten, nachdem ich eine ganze Weile zurückgezogen gelebt hatte. Und ich wollte nicht mehr immer ins Auto steigen und weit fahren müssen, um einen Kaffee trinken zu gehen oder Lebensmittel einzukaufen.

Leben Sie noch in Ihrem Kiez in Charlottenburg-Wilmersdorf?

Seit kurzem nicht mehr. Es hat mich nach Hamburg-Blankenese verschlagen – hauptsächlich aus beruflichen Gründen. Ich bin Dozentin an der Stage School in Hamburg (Deutschlands größte und älteste Schauspielschule für Performing Arts, Anm. d. Red.). Seit Juli lebe ich hier, ständig hin- und her zu reisen war dann doch zu viel. Ich dachte mir, warum nicht in Hamburg wohnen und immer wieder mal nach Berlin fahren? Dort gastiere ich am 1. und 2. Februar übrigens wieder im „A-Trane“. Das war immer meine „Werkstatt“, mein musikalisches Zuhause. Dort bringe ich mit meinem Songwriter, dem Gitarrist Jo Ambros, und meiner Texterin und Freundin aus Kindertagen, Linda Uruburu, mein neues Programm mit dem Titel „What if …“ auf die Bühne – nach „Collective Memory“ und „Movin‘ On“ die dritte Staffel meiner autobiografischen Reihe. Wir nennen es „work in progress“.

Und die befasst sich konzeptionell womit?

„What if …“ stellt die Frage, wie es weitergehen kann, welche Richtung das Leben nehmen wird. Und was wäre, wenn das Leben die Weichen ganz anders gestellt hätte.

Haben Sie in Hamburg schon eine Lieblingsadresse?

Ja, tatsächlich: das Café „Chez Wilma“ in Blankenese. Supertoller Kaffee und homemade Snacks.

Und Ihre Favoriten in Berlin?

Ich mag familiäre Lokale, wo alles easy ist. Etwa das „Garcon“, ein authentisch französisches Bistro. Das war immer mein Liebingsdiner. Grandiose Salate und Pommes. Und die besten Miesmuscheln der Welt! Die Atmosphäre ist grandios, und im Sommer kann man draußen unter großen Linden sitzen. Mein zweiter Lieblingsort ist „Non Solo Vini“, eine Salumeria, geführt von einer italienischen Familie, die wirklich zu Freunden geworden ist. Mein verstorbener Mann George Nassar ging dort jeden Mittag zu Fuß hin, es war sein zweites Zuhause. Easy, laut, locker – sehr italienisch eben. Für mich auch eine Erinnerung an New York. Sehr, sehr gern saßen wir auch im „Engelbecken“ am Lietzensee. Dort gibt es sehr ordentliches Abendessen.

Sie kochen auch gern?

Ja, aber nur schnelle Küche: asiatisch im Wok, eine kurzgebratene Entenbrust, dazu einen Salat. Oder frische Pasta. Ich esse zwar viermal die Woche eher vegetarisch, Gemüsegerichte oder Miso-Suppen – echte Miso-Suppen! –, aber ich mag auch Fleisch. Ich esse alles, was schwimmt und fliegt. Ganz selten auch Lamm, wenn es mir kein schlechtes Gewissen macht.

Und dann kaufen Sie wo in Berlin am liebsten ein?

Bei „Maître Philippe“. Oh Mann! Ich fände es sehr schwierig, ohne „Maître Philippe“ auszukommen. Der Laden ist Weltklasse. Die Salami, der Wein, Fisch in Dosen, Käse ... Der Service ist so besonders freundlich dort, und die wissen, was sie anbieten. Verzichten muss ich auf all das nicht, sie liefern ja auch nach Hamburg.

Einen Tipp für ein gutes Café in Berlin?

Ich bin eher Teetrinkerin, aber Café-Kultur hat für mich immer eine Rolle gespielt. Ich empfehle das „Zuka“ und seine individuelle Patisserie, super, was sie machen. Und sehr guten Kaffee gibt es auch.

Und ein Tipp für eine Bar? Sind Sie ein Nachtmensch?

Ich bin zumindest kein Bar-Mensch – obwohl ich in den für meine Karriere wichtigsten Zeiten immer in Bars gespielt habe. Vielleicht ja gerade deshalb (lacht). Ich trinke zwar gern ein Glas Wein in der Großstadt, aber dann lieber um 17 oder 18 Uhr, zum Beispiel im Weyers am Ludwig-Kirch-Platz. Ansonsten bin ich eher ein Morgenmensch. Diese Stunden – die Sonne oder die Nebel am Morgen –  würde ich zu sehr vermissen, wenn ich sie verschlafen würde.

Ihr Geburtstag ist am Tag vor Heiligabend; dieses Jahr werden Sie 66. Sie haben einmal gesagt, die 64 sei für Sie „eine große Nummer“ gewesen – vielleicht auch wegen des Beatles-Songs „When I’m 64“. Aber Udo Jürgens hat ja behauptet: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …"

Ich hoffe, er hatte recht. In den letzten sieben Jahre ergab sich eine interessante Entwicklung für mich, und nun noch einmal eine Wende durch den Umzug und die Dozentenposition. Ich habe wirklich das Gefühl, es öffnet sich noch einmal ein neues Kapitel …

Dann müssen Sie diesmal groß feiern!

Ich feiere Geburtstage nie groß, die sind mir eher egal. Aber vielleicht gehe ich mit Freunden in ein schönes Lokal. Eine bevorzugte Adresse habe ich schon: das "Saliba Alsterarkaden", ein syrisches Restaurant von höchstem Niveau. Die Meze sind atemberaubend.

Adressen in Hamburg: Chez Wilma, Blankeneser Bahnhofstraße 31, Hamburg-Blankenese | Saliba Alsterarkaden, Neuer Wall 13, Hamburg-Neustadt | in Berlin: Garcon, Fechnerstraße 30, Wilmersdorf | Non solo vini, Güntzelstraße 26, Wilmersdorf | Weyers Café-Restaurant, Pariser Str. 16, Wilmersdorf | Engelbecken, Witzlebenstr. 31, Charlottenburg | Zuka Dessertkultur, Emser Str. 25, Wilmersdorf

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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