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Der Autor und Entertainer blickt zusammen mit Christoph Jungmann, Hannes Heesch, Bov Bjerg und Manfred Maurenbrecher auf ein bewegtes Jahr zurück

© Anja Limbrunner

MundPROPAGANDA: Horst Evers

Er ist einer der pointiertesten Autoren und Entertainer Berlins, vom 9. bis 13. Januar gastiert er auf der Bühne der Komödie am Kurfürstendamm.

Von Kai Röger

Sie sind gerade an deutsch-polnischen Grenze, um Ihren kabarettistischen Jahresrückblick vorzubereiten – wo geht man an der Oder essen?
Oh, das weiß ich leider nicht. Wir waren dort in einem Probe- und Seminarhaus mit Vollpension.

Gibt es für Sie auch so etwas wie den kulinarischen Höhepunkt des Jahres 2018? Was wäre es gewesen?
Nichts wirklich Neues, aber für mich war es das Jahr der Gemüsegnocci. Insbesondere Rote-Beete-Gnocci. Da wurde das Hauptgericht zeitweise zur Nebensache. Nicht direkt ein kulinarischer Höhepunkt, aber wirklich erstaunlich fand ich die "Chäsbängel" in der Schweiz. Eine Art Käse-Fondue to go (geschmolzener Käse wird im Brot serviert, die RED). Bevor man sich so etwas kauft, sollte man sich aber vielleicht von jemand Kundigem erklären lassen, wie man die isst oder besser schlürft. Ansonsten hat man sich schnell mal selbst mit heißem Käse überbacken. Nicht jedem Pullover steht das.

Tätowierte Köche und Sommeliers, Cold Brew Coffee, Gerichte zum Teilen, Wein, der aussieht wie schlammiges Brunnenwasser und nach nasser Lappen riecht – gibt es einen gastronomischen Trend, der Sie zum Schmunzeln bringt?
In der Bergmannstraße gibt es ein neues koreanisches Restaurant, dessen Namen ich nicht kenne, da ich ihn nicht lesen kann. Das irritiert mich. Auch dort wird das Essen geteilt, was für mich okay ist. Ich bin es gewohnt mit Leuten essen zu gehen, die sich irgendwie ständig auch von meinem Teller bedienen.
Nicht zum Schmunzeln, aber auffällig finde ich den Trend, dass immer häufiger Freunde ein kleines Lokal mieten und da dann selbst für ihre Gäste kochen. Womit sie sich wohl auch einen Traum erfüllen. Das erscheint mir etwas seltsam, denn ich war immer deutlich besser im Essen, als im Kochen. Aber nett ist es schon auch.

Haben Sie ein Lieblingsrestaurant in Berlin?
Natürlich habe ich eine ganze Reihe von Restaurants, die ich sehr gern besuche. Berlin hat da wirklich sehr viel zu bieten. Ich persönlich bedaure es sehr, dass ich bei weitem nicht so viel essen kann, wie es schöne Gelegenheiten in der Stadt gäbe. Aber um nun doch ein Lokal zu nennen: Das „Vino e Cucina“ in der Kreuzbergstraße 77 ist ein kleines, aber sehr feines Restaurant, welches ich bislang immer glücklich verließ.

Was ist Ihr Lieblingsessen? Und wo bekommt man es am besten in Berlin?
Zur Zeit ein Kardamom-Reis mit Nüssen, Rosinen und Kokos. Serviert als klar definiertes Rondell aus dem Förmchen mit separater, fein gewürzter Joghurtsauce. Am Besten in Berlin bekommt man das von Gabi. Die ist allerdings kein Restaurant.

Welche Kneipe in Kreuzberg hat sich seit ihrer Studienzeit nicht verändert?
Das Yorckschlösschen. Ein durch und durch integres, manchmal unterschätztes Lokal mit entspanntem Charme. Da macht man nichts verkehrt.

Schreiben sie gern im Café?
Sehr gerne. Zumal man dort ja vom Nebentisch auch häufig Geschichten frei Haus geliefert bekommt.

Sie spinnen Ihre Geschichten ja gerne aus echt Erlebtem, das Sie dann fiktional aus dem Ruder laufen lassen. Gibt es reale Szenen von Berliner Bäcker/ Fleischer, die in Ihr Programm Einzug gehalten haben?

Insbesondere natürlich der Versuch Brötchen von gestern, für morgen zum halben Preis vorzubestellen und diese dann, um Lagerplatz zu sparen, gleich mitzunehmen. Aber auch die Schrippenpredigt, mittels welcher mir eine Bäckersfrau in den 80er Jahren ungefähr drei Minuten lang erklärte, dass es bei ihr keine Brötchen, sondern nur Schrippen gäbe. Sowas erlebt man heute ja leider praktisch gar nicht mehr.

Wo kaufen Sie gerne „veganfreie Wurst“? Ein Tipp für einen guten „Kaffee zum Wegrennen“?
Auf die veganfreie Wurst bin ich in Franken gestoßen. Auf den Kaffee zum Wegrennen in Stralsund. In Berlin fehlen diese Angebote meines Wissens bislang aber noch völlig.

Sie haben die Bahncard 100: Was bestellen sie im Bordbistro?
Auch wenn ich die Qualität der Speisen im Bordbistro in Anbetracht der Möglichkeiten erstaunlich gut finde, wähle ich doch zumeist die Suppe oder den Eintopf. Diese Gerichte kommen den Möglichkeiten der Bordküche schon am meisten entgegen. Der Klassiker ist natürlich das Chili.

Mehr von Horst Evers lesen Sie hier in der Kolumne "Auf eine Flasche Wein mit Horst Evers"

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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