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Auch Chakall ist jetzt ein Berliner. Ja, der argentinische Starkoch, der in Portugal das Sternerestaurant „QuintaDosFrades“ führt, in China mit seinem Hund Pulga durch Kochshows Popstarstatus erlangte und auch als DJ Säle zum Kochen bringt.

Auch Chakall ist jetzt ein Berliner. Ja, der argentinische Starkoch, der in Portugal das Sternerestaurant „QuintaDosFrades“ führt, in China mit seinem Hund Pulga durch Kochshows Popstarstatus erlangte und auch als DJ Säle zum Kochen bringt. Dass ebendieser Kosmopolit in Schönebergs Goltzstraße das „Sudoka“ eröffnet, das wird den letzten Zweifler zum Schweigen bringen, der an Berlins geradezu magischer Anziehungskraft auf die Jungen und Schönen, auf die Kreativen im In- und Ausland zweifelt. Berlin ist die Stadt – und sie wird es nach dem „Wealth-Report“ der Citi-Bank auch in zehn Jahren noch sein. Als einzige deutsche Metropole ist sie schon heute eine der zehn wichtigsten und einflussreichsten Metropolen auf dem Globus, zusammen mit New York und London, mit Schanghai und Beijing.

Joschka Fischer mit Entourage wurde schon im „Sudoka“ gesichtet. George Clooney bevorzugt das „Grill Royal“ in Mitte, wo er jüngst aus Sorge, er könne seine Tischnachbarn gestört haben, deren Rechnung gleich mitbeglich. Der so Belohnte wusste gar nicht, wer Clooney eigentlich ist. In Berlin bilden sich eben keine Trauben um Stars und Sternchen. Charlize Theron radelt die Kastanienallee hinab, mit Kindern, ohne Leibwächter. Großstädtische Gene tragen eine gewisse Resistenz gegen den Promifaktor – neudeutsch: „Coolness“. Sind München und Hamburg wirklich Großstädte?

„Ich liebe Berlin“, sagte auch Hollywoods Altstar Al Pacino, als er die Goldene Kamera jüngst entgegennahm. Vor allem liebt die Branche Steuergeschenke und Förderungen, die das Land über Filmproduktionen ausschüttet und die den deutschen Dreh besonders lukrativ machen. Stars hauchen „I love Berlin“ aber auch gerne in die Mikros der Reporter wegen der Geschichte dieser Stadt und ihrer wilden Schönheit heute: voller teilungsbedingter Lücken und Brachen. Berlin ist die Unvollendete und deshalb für junge Erwachsene weltweit ein Sehnsuchtsort voller Möglichkeiten und Chancen. So viel Aufbruch war selten. Immer mehr Menschen zieht die Hauptstadt an; bis 2030 soll die Bevölkerung um 250 000 Menschen wachsen. Ist Berlin auf seine Zukunft vorbereitet? Diese Frage stellt der Tagesspiegel in seiner neuen Serie „Berlin 2030“: Wo liegen die Chancen für die Stadt, welche Herausforderungen kommen auf Berlin zu und welche Probleme muss die Politik lösen (die nächste Folge lesen Sie am kommenden Dienstag)?

Vor allem für die digitale Bohème, die oft genug ganz dicht am Prekariat entlangsurft und schon mal von hier nach dort abrutscht, ist Berlin der place to be. Für die Lebenskünstler, die von Karrieren ohne Schulabschluss träumen. Für Abiturienten, die hier mal zwischen Partymeile und Exzellenz-Uni-Campus irrlichtern. Machen wir uns nichts vor: „Medien- und Kreativwirtschaft“ sowie „Dienstleistungen“ tragen das schmale Wachstum von Berlins Wirtschaft, sagen die Stadtwerber „Berlin Partner“, in diesen Branchen entstehen die meisten neuen Firmen und Jobs. Irgendwer muss ja auf das Wohl der Millionen Berlin-Touristen in Restaurants und Strandcafés, Hotels und Ferienwohnungen achten. Und irgendwo müssen die App-Schmieden und Onlinehändler die netzaffinen Niedriglöhner rekrutieren, die den Kapitaleinsatz klein halten.

Ein Schmelztiegel voller Potenzial, das ist Berlin. Und das macht die Stadt so attraktiv für Unternehmer. Platz 5 im Städteranking von Berenberg und Hamburger Weltwirtschaftsinstitut hätte uns vor wenigen Jahren niemand zugetraut. Spitze ist Berlin übrigens auch schon für den Autoclub „Mobil in Deutschland“: Weniger Staus, Blitzer und Umweltzonen hat keine andere deutsche Metropole. Ralf Schönball

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