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Politik: … alte Regeln wieder gelten

Zu Silvester sollen noch mal ein paar Autos gebrannt haben, aber wo passiert das nicht? In den französischen Vororten ist es wieder ruhig geworden, die Leute gehen ihren Geschäften nach, die Jugend liest Napoleon-Biografien und Stellenanzeigen.

Zu Silvester sollen noch mal ein paar Autos gebrannt haben, aber wo passiert das nicht? In den französischen Vororten ist es wieder ruhig geworden, die Leute gehen ihren Geschäften nach, die Jugend liest Napoleon-Biografien und Stellenanzeigen.

Aber warum eigentlich? Wenn alle Autos anzünden, macht Autosanzünden natürlich keinen Spaß mehr. Irgendwann ist auch so was out. Oder lag es an der Charakterstärke des Innenministers („Tolérance zéro“). Die Jugend braucht doch so was, Strenge, Härte, klare Ansagen, diese Sachen. Als gutes Beispiel haben wir Deutschen unseren liebsten Jugendlichen vorzuzeigen, den Boris Becker. Der hat bekannt gegeben, dass Latein zu seinen Lieblingsfächern gehörte. Und zwar wegen seines Lateinlehrers, der sei besonders streng gewesen!

Doch, doch, hinreichend gereift, dankt die Jugend ihren härtesten Zuchtmeistern. So werden bald auch jene Lyoner Gendarmen geehrt, welche jüngst einem 16-Jährigen ein Strafmandat über 135 Euro ausgestellt haben, da dieser an einer Bushaltestelle auf den Boden gespuckt hatte und auf frischer Tat ertappt worden war. Sie begründeten ihr Vorgehen mit einem Dekret der Regierung Pétain vom 22. März 1942, aus einer Zeit also, in der in den französischen Vororten seitens der Jugend Ruhe herrschte. Der Jugendliche sei zwar sofort geständig gewesen und habe auch Reue gezeigt, Dekret sei aber Dekret, es müsse gezahlt werden, so die Lyoner Polizei.

Wenn dies die Konsequenz aus den Novemberkrawallen ist, so kann man sagen: Ein Anfang ist gemacht. Da das Pétain-Regime jedoch nicht Stellung bezogen hat zu inzwischen aktuell gewordenen Problemfeldern wie Kaugummikauen in der Öffentlichkeit, iPod-Hören in übertriebener Lautstärke, Skateboardfahren mit überhöhter Geschwindigkeit sowie Herumlaufen mit zu tief hängenden Hosen, ist eine konkrete Nachbesserung der Dekrete anzuraten.

Denn wie gesagt: Nichts geht über klare, festgeschriebene Regeln. So klar etwa wie die in Ewigkeit geltende lateinische Grammatik. Wie sonst als mit seiner Liebe zu diesem Wunderwerk der Unantastbarkeit sollten wir uns den Erfolg unseres Boris Becker erklären? Erst durchs gehorsame Pauken der i-Deklination konnte der Junge doch fit werden für Wimbledon. Denn wer universum deklinieren kann, für den ist Bumbum ein Kinderspiel: bumbum – bumbui – bumbo – bumbum – bumbo.

Also Kinder: Regeln, klare harte Regeln, und ihr werdet’s weit bringen dae

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