zum Hauptinhalt

Politik: „ Auch der Schutz der Wale schafft Arbeitsplätze“ Ex-Umweltminister von Dominica über sanften Tourismus

Am Montag beginnt im japanischen Shimonoseki eine Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC). Atherton Martin war Umweltminister des kleinen Karibikstaates Dominica.

Am Montag beginnt im japanischen Shimonoseki eine Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC). Atherton Martin war Umweltminister des kleinen Karibikstaates Dominica. Auf der Konferenz der IWC im Juli 2000 trat er zurück, weil Japan seinem Land die Entwicklungshilfe zu kürzen drohte, wenn es gegen die Wiedereinfürung des Walfangs stimmte.

Warum ist Ihnen der Schutz der Wale wichtig?

Dominica vermarktet sich seit 20 Jahren als die Naturinsel der Karibik. Wal-Beobachtung ist der Wirtschaftszweig im dominikanischen Tourismus, der am schnellsten wächst. Dafür zu stimmen, Wale zu töten, ist das Gegenteil von dem, was wir tun sollten. Seit 1992 ist ein Vertreter der Caribbean Conservation Association (CCA) bei jeder IWC-Konferenz dabei, um Dominicas Ruf als Naturinsel zu bewahren.

Warum stimmt dann die Regierung zusammen mit Japan für den Walfang?

Regierungen tun gerne das, was die Menschen sehen. Wenn die Menschen die Wale nicht sehen - das ist genau wie mit der Umweltverschmutzung - dann sind sie auch keine Regierungsangelegenheit. Wenige Politiker verstehen den Lebensraum im Meer. Wir leben auf einer Insel, aber wir verbringen wenig Zeit im Wasser. Es gibt viele Einwohner auf Dominica, die nicht schwimmen können. Das Meer ist einfach da – und wird dadurch wahrgenommen, dass man zum Beispiel seinen Müll dort hineinkippt.

Wie lässt sich diese Einstellung ändern?

Das Meer kann Arbeit schaffen – auch durch die Wal-Beobachtung. Und wenn wir mehr forschen, finden wir auch mehr über seine Ressourcen heraus. Bisher konzentrieren wir uns nur auf das Land. So ist es für Länder wie Japan leicht, zu kommen und zu sagen: „Ich gebe Dir Geld", weil wir bereits überzeugt sind, keine eigenen Mittel zu haben. Dabei hätten wir innerhalb der Zweihundert-Meilen-Wirtschaftszone um unsere Insel riesige Ressourcen.

Welche Rolle spielt dabei die Politik?

Die wichtigste Gruppe, die man erreichen muss, sind die Menschen selbst. Regierungen kommen und gehen, aber die Menschen und die Art, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen, bleiben konstant in jeder Kultur. Deshalb richtet sich unsere Arbeit vor allem an Kinder. Wir fahren zum Beispiel mit Schülern aufs Meer und zeigen ihnen die Wale, unterrichten sie im Schnorcheln und informieren sie über das Meer. Zwei der Kinder, die vor Jahren daran teilgenommen haben, studieren heute Meeresbiologie.

Was erwarten Sie von der diesjährigen Konferenz der Walfangkommission?

Das Treffen findet in Shimonoseki in Japan statt, an dem Ort, wo die Walfangflotte stationiert ist. Die CCA wird versuchen, mit japanischen Journalisten und anderen Japanern über den Walfang zu debattieren. Und wir hoffen, dass wir Delegationen vom IWC-Mitgliedern, die in ihrer Entscheidung noch unsicher sind, auf unsere Seite ziehen können.

Wird Japan wieder Stimmen kaufen können?

Der wirtschaftliche Druck ist nach wie vor da. Und Regierungen, die verzweifelt sind, werden immer für Bestechungen empfänglich sein. Aber wenn wir international als Staaten bekannt werden, die zum Verkauf stehen, dann braucht keiner mehr mit uns zu verhandeln.

Das Gespräch führte Marit Teerling.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false