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Politik: … der Fußball oben ankommt

Die Religionen und ihre geistigen Führer werden ziemlich genau beobachtet derzeit. Es stimmt eben doch, was einst in einer Telefonzelle in Gelsenkirchen stand: „An Gott kommt keiner vorbei!

Die Religionen und ihre geistigen Führer werden ziemlich genau beobachtet derzeit. Es stimmt eben doch, was einst in einer Telefonzelle in Gelsenkirchen stand: „An Gott kommt keiner vorbei!“ Ein Schalker Fan fügte damals handschriftlich noch hinzu „… außer Stan Libuda“ – vermutlich zu viel Ehre für den berühmten Dribbler, aber es machte zumindest die geistige und emotionale Nähe von Religion und Fußball deutlich.

Nun heißt es zwar in Psalm 147 über den Herrn, er habe „ keinen Gefallen am schnellen Lauf des Mannes“ – doch ist das die ganze Wahrheit? Nicht umsonst kennen wir in der Bundesliga den begehrten Posten des Flankengotts. Und teilte der Brasilianer Lucio nicht einst bei seiner Ankunft in Deutschland mit, der Herr selbst habe ihn nach Leverkusen entsandt? Wissen wir nicht von Max Merkel, es gebe für eine Niederlage in Spanien nur drei Gründe: „Entweder war der Wind zu stark oder die Sonne zu heiß – oder die gestifteten Kerzen in der Kirche waren zu kurz“?

Wir dürfen also zumindest ahnen, dass das Auge des Allmächtigen mit einem gewissen Wohlgefallen auf dem Fußballgeschehen ruht. Sonst hätte auch der Erzbischof von Barcelona jetzt unmöglich Stellung nehmen dürfen zur roten Karte gegen Ronaldinho im Spiel Barcelona gegen Saragossa: Die sei, zürnte er, „übertrieben hart“ gewesen.

Über eventuelle Sanktionen ist bislang nichts bekannt. Muss der Schiedsrichter zur Nachkommunion antreten? Lassen sie seine Entscheidung bei der Beichte als lässliche Sünde durchgehen? Überhaupt: Dass in Spanien ein katholischer Bischof eingreift, liegt nahe. Aber wie wäre die Zuständigkeit beispielsweise bei der bevorstehenden WM in Deutschland zu regeln? Protestantisch und katholisch abwechselnd – oder je nach Austragungsort? Ist die bischöfliche Stellungnahme Stars wie Ronaldinho oder Ballack vorbehalten, müssen unbekannte Nachwuchsleute damit zufrieden sein, dass sich notfalls ein Teilzeit-Katechet für sie verwendet?

Umgekehrt sollten freilich auch die Spieler sich den geistlichen Belangen stärker öffnen. Undenkbar unter diesen Umständen, dass einer wie der Stuttgarter Horst Heldt auf die Frage, woran er glaube, antwortet: „An die fünf lebenswichtigen Bausteine in Nutella.“ Also!

Doch wenn sich alle einig sind, können Fußball und Religion nur profitieren. Psalm 127 gibt die Richtung vor: „Sie werden nicht zuschanden, wenn sie mit ihren Feinden verhandeln im Tor.“ bm

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