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Politik: ...der Klaps auf Normung wartet

Der Satz an sich liest sich ziemlich gaga. „Gestern habe ich San Diego einen auf den Po gehauen“ – das klingt wie „Neulich habe ich Prenzlauer Berg dermaßen eine reingesemmelt, dass Dahlem Kopfschmerzen hatte!

Der Satz an sich liest sich ziemlich gaga. „Gestern habe ich San Diego einen auf den Po gehauen“ – das klingt wie „Neulich habe ich Prenzlauer Berg dermaßen eine reingesemmelt, dass Dahlem Kopfschmerzen hatte!“ Aber den BekennerSatz hat Verena Pooth bei „Kerner“ gesagt, und von ihr werden wir ja häufiger gerätselt. Die Lösung: San Diego, das ist ihr zweijähriger Sohn, und man wird wohl argwöhnen müssen, dass Eltern, die ihren Kindern derartige Namen geben, auch sonst, sagen wir, etwas impulsiver sind als der Bevölkerungsdurchschnitt. Wenn Gedanken derart exemplarisch ausrutschen, warum dann nicht auch die Hand?

Es könnte freilich sein, dass diese Leute nur avantgardistischer denken und Themen aufgreifen, die allgemein noch gewissen gesellschaftlichen Tabus unterliegen. Der nächste Avantgardist, der Berliner Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge, hat sich jetzt das Ticket zu Kerner mit der Aussage verdient, er lasse sich „einen Klaps nicht verbieten“. Diese an sich erfrischend rustikale Art der Gesetzesauslegung blieb freilich unpräzise, weil Karge nicht sagte, wer denn das Ziel dieser Klapse sein könnte: die Enkelchen? Die Frau Gemahlin? Oder vielleicht unbotmäßige Rechtsreferendare, die die Begriffe Verhaftung und Festnahme nicht auseinander halten können? Er wird das sicher noch präzisieren.

Halten wir vorerst fest: Es zeichnet sich an ganz gegensätzlichen Enden des gesellschaftlichen Spektrums eine Aufweichung des Klapsverbots ab. Kein Wunder! Denn das passt offenbar so gar nicht zum Deutschen, der sich das Klapsen so wenig verbieten lässt wie das Singen und auch-die-Fröhlichkeit; man könnte mit Richard Wagner sogar die Formulierung wagen, deutsch sei, einen Klaps um seiner selbst willen zu geben. Doch halt: Entscheidend ist – da folgen wir Frau Pooth –, dass es reinen Herzens geschieht, getrieben von nichts als Liebe.

Der Forschungsbedarf ist groß. Sollte sich beispielsweise feststellen lassen, dass die im Pisa-Vergleich führenden Bundesländer auch die höhere Klaps-Frequenz aufweisen, dann stünden alle Türen offen für eine Neubewertung des Themas. Vermutlich wird der TÜV dann eine Art Norm-Klaps definieren, der Liebe und Wirksamkeit optimal ausbalanciert. Karge wird bis dahin sicher pensioniert sein und am Gesetzgebungsverfahren nicht mehr mitwirken können. Das macht nichts, denn Verona Pooth hat sich durch ihr Bekenntnis für seinen Job einwandfrei qualifiziert. San Diego könnte ihr ein wenig im Büro helfen. Falls er bis dahin keinen Klaps hat. bm

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