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Politik: ... die Affenliebe siegt

Es hat sich nicht viel verändert seit 1933. Damals stand King Kong auf dem Empire State Building, und um ihn herum war von den Türmen des World Trade Centers nichts zu sehen.

Es hat sich nicht viel verändert seit 1933. Damals stand King Kong auf dem Empire State Building, und um ihn herum war von den Türmen des World Trade Centers nichts zu sehen. Heute steht King Kong wieder auf dem Empire State Building, und um ihn herum … und das ist nicht die einzige Tragik des Films. King Kong wird wieder sterben, keinen kleinen Tod in den Armen von Ann, der ist ihm verwehrt, sondern nur einen traurigen. Und wir werden mit ihm leiden, sozusagen dem Quasimodo unter den Primaten, dem Grundguten, der nur leider nicht integrierbar ist in unserem System. Die Liebe siegt trotzdem, auch wenn er sie nicht kriegt, weil er der Gewalt weichen muss.

Warum ist er eigentlich nicht integrierbar? Er hat doch alles, was wir gerne hätten, aber nur wenige haben. Er ist stark, weiß Gott, auch im Willen, er hat Herzenswärme, mehr als dem Menschen lieb ist, er ist selbstlos, mutig selbst im Kampf mit den wildesten Tieren, nicht nur mit Heuschrecken, und uneigennützig bis zur Selbstaufgabe, undenkbar, dass sich einer wie er bei, sagen wir, Gasprom verdingt. Gut, kuschelig ist er nicht, weswegen er es wohl beim nun einsetzenden Merchandising und Marketing nicht als Stofftier unter den Weihnachtsbaum schafft. Aber das ist auch kein erstrebenswerter Platz, dahin kommen nur die Braven, so devote Gesellen wie Flipper und Robbie, die Robbe und Goleo, der Löwe – da wo’s auf Geschmack nicht so ankommt, sondern nur auf Dressur. King Kong ist kein dressierter Affe, dafür ist er einzigartig, gut so, sonst würde womöglich nach Filmstart noch ein Boom einsetzen, der Run nach dem Riesenaffen als Haustier. Das ist doch nichts für Kong, so eine Etagenwohnung, da fühlt er sich nicht wohl, da ist er nicht er selbst. Ob kleines Tier, ob großes Tier, die Umgebung sollte schon richtig sein.

Womit wir dann endlich beim angestammten Platz wären. Dem Ort, der einem zusteht, wo man hingehört, wo Platz und Platzhalter im Einklang sind. Das ist Kongs einziger Fehler: dass er am falschen Ort war. Aber er hat keine Ehrenrunde gedreht, wie der Trainer Rangnick an seinem falschen Schalker Platz. King Kong wusste, wo er hingehört. Er wurde gewaltsam verschleppt, weg von Scull Island, hin nach New York, erst da, weggerissen aus seiner Mitte, warf er mit Autos und U-Bahnen um sich. Gasleitungen fasste er übrigens nicht an.

Aber King Kong ist da nicht freiwillig hingegangen, er ist nicht aus eigenen Stücken durch Manhattan gestapft. Da braucht einer wie er keinen Ehrenkodex, um zu wissen, was anständig ist und was unanständig. Ab morgen läuft der Film auch in Hannover.uem

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