zum Hauptinhalt

Politik: … die Geschmacksnerven strapaziert werden

In Bombay, was, insbesondere wenn dort gerade mal wieder ein Sack Reis umgefallen ist, für gewöhnlich doch sehr gerne als Metapher für Meldungen von gänzlich unerheblichem Nachrichtenwert herhalten muss, sorgt nun ausgerechnet eine Meldung aus dem Lebensmittelbereich für Furore, genauer: aus dem der Gastronomie. Dieser Tage hat dort nämlich ein Restaurant eröffnet, was für sich allein genommen noch nichts Besonderes wäre, wenn die Namenswahl nicht, nun ja, doch ganz erheblich aus dem Rahmen fallen würde: Der Laden heißt „Hitler’s Cross“.

In Bombay, was, insbesondere wenn dort gerade mal wieder ein Sack Reis umgefallen ist, für gewöhnlich doch sehr gerne als Metapher für Meldungen von gänzlich unerheblichem Nachrichtenwert herhalten muss, sorgt nun ausgerechnet eine Meldung aus dem Lebensmittelbereich für Furore, genauer: aus dem der Gastronomie. Dieser Tage hat dort nämlich ein Restaurant eröffnet, was für sich allein genommen noch nichts Besonderes wäre, wenn die Namenswahl nicht, nun ja, doch ganz erheblich aus dem Rahmen fallen würde: Der Laden heißt „Hitler’s Cross“. Und wiewohl Bombay in Indien liegt und damit einigermaßen weit vom Schuss und obwohl zweitens weder ein Koch noch anderweitiges subalternes Küchenpersonal beim symbolischen Häuten irgendwelcher Zwiebeln gesichtet wurde, ist die Aufregung darüber mittlerweile doch eine Beträchtliche. Kurz: Nach allem was man bisher sagen kann, war die Eröffnung des Lokals, unter PR-Gesichtspunkten betrachtet, ein echter Coup.

Eine Debatte ist losgetreten worden, sozusagen über die Grenzen des guten indischen Geschmacks. Der israelische Generalkonsul berichtet schon von besorgten Anrufen aus aller Welt. Und auch wenn die wenigsten davon Tischreservierungen gewesen sein mögen, so hat es „Hitler’s Cross“ bereits in die „Times of India“ geschafft, mit Foto, und die britische BBC hat den Inhaber des Restaurants, Puneet Sabhlok, vor ihre Mikrofone geholt. Dort hat der dann begründen dürfen, dass er für eine Namensänderung nun wirklich keinen Anlass sehe.

Puneet Sabhlok sagt, er wolle niemanden verärgern, er habe sogar ein im Eingangsbereich aufgehängtes Hitler-Porträt mittlerweile wieder abgenommen, und wenn überhaupt irgendeine Analogie gezogen werden könne, dann allenfalls eine von äußerster ideologischer Unverfänglichkeit: „So wie Hitler die Welt erobern wollte“, sagt Sabhlok, „will ich zumindest mein Gebiet durch das in meinem Restaurant servierte Essen erobern.“ Zugegeben, das hört sich ein wenig artifiziell an, und auch nicht nach: Heute koch’ ich für Bombay und morgen für die ganze Welt!

Aber ein saurer Nachgeschmack bleibt doch, oder?

Sabhlok sagt, er wolle nicht für Hitler werben. Mit Hitler aber schon. Anwohner berichten, dass in den Tagen vor Eröffnung des Restaurants mit dem Slogan „Hitler kommt“ um Aufmerksamkeit gebuhlt wurde. Erhebliche Unruhe sei dadurch entstanden. Wenn man der ganzen Sache etwas Positives abgewinnen will: Wenigstens musste die Eröffnung des Lokals nicht vorgezogen werden. Vbn

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false