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Politik: … die Hertha im Laufstall spielt

Wie entwickelt sich Bulgarien so? Ach, eigentlich ganz prächtig.

Wie entwickelt sich Bulgarien so? Ach, eigentlich ganz prächtig. Eine profunde Westorientierung ist mittlerweile nicht mehr zu leugnen, was allenthalben zu spüren ist, manchmal sogar schon an Kleinigkeiten. Ein stabiles Mitglied der Europäischen Union scheint da heranzuwachsen an der Südostflanke der Gemeinschaft, wie es so schön heißt – und da wir nun schon mal bei Flanken sind, warum sollte man hier an dieser Stelle nicht die beispielgebende Geschichte des Bulgaren Marin Levidzhev erzählen, Fußballfan, wie man sich denken kann, und glühender Verehrer von Manchester United.

Marin Levidzhev heißt jetzt nicht mehr Marin Levidzhev. Er hat gerade einen zweijährigen Rechtsstreit beendet und darf sich nun Manchester Levidzhev nennen, ein Teilerfolg wie L. sagt, allerdings noch nicht so richtig befriedigend. „Ich fühle mich, als ob ich erst in der Halbzeitpause angekommen bin“, sagt Levidzhev in angemessener Fußballmetaphorik, „aber ich werde mich weiter unwohl fühlen, bis ich meinen Namen komplett in Manchester United geändert haben werde“. Er liebe nun mal den Club. „Er ist mein ganzes Leben, ich will, dass mein Name das auch zum Ausdruck bringt.“

Good luck von unserer Seite, ManU, möchte man rufen und insgeheim denken, gut, dass Du seinerzeit nicht für Wismut Aue geschwärmt hast oder für Aktivist Brieske-Senftenberg, sonst wären wegen abermaliger Namensänderungen weitere Rechtsstreitereien fällig gewesen. So was geht schließlich dem treusten Fan an die Nerven.

Wie prägend so eine Namensgebung für die eigene Vita bestenfalls sein kann, ist hier ja kürzlich erst beschrieben worden. Selten genug allerdings spielt dabei das gesellschaftspolitische Signal eine Rolle, der gute Wille zur guten Nachbarschaft, der Integrationsnachweis.

Reden wir nicht drum herum: Wäre es nicht auch mal ganz nett, Menschen mit Migrationshintergrund würden ihren in Berlin geborenen Töchtern den schönen deutschen Namen Hertha geben, ihre Söhne Dynamo nennen, jedenfalls dann, wenn eine gewisse Ost- Affinität vorhanden ist? Muss es wirklich immer gleich „Dschihad“ sein? Wäre es nicht auch schön, wenn man einer lammfrommen Borussia im Laufstall zuschauen könnte, ein wackerer Werder über die Wiesen hüpfte oder wenn man, später mal, rufen könnte: FC, wo Du eh gerade im Keller bist, bring mal ein Bier mit hoch!

Vielleicht wird der weitere Lebensweg von Manchester Levidzhev einmal Auskunft geben darüber, was hinsichtlich integrativer Namensgebung so alles möglich ist. Schon heute jedenfalls steht fest: You’ll never walk alone! Vbn

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