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Politik: … die Not groß war

Was bisher geschah in diesen Tagen, die wir zwischen den Jahren nennen: In Hannover führte man das Weihnachtsmärchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ auf. Erstaunlich ist dabei weniger der Umstand, dass das von der bösen Stiefmutter verhasste schöne Mädchen einen Weihnachtsengel abgeben muss.

Was bisher geschah in diesen Tagen, die wir zwischen den Jahren nennen: In Hannover führte man das Weihnachtsmärchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ auf. Erstaunlich ist dabei weniger der Umstand, dass das von der bösen Stiefmutter verhasste schöne Mädchen einen Weihnachtsengel abgeben muss. Dergleichen dramaturgische Uminterpretationen sind nicht unüblich auf den Bühnen. Herauszuheben ist vielmehr die Konsequenz, mit der die Schauspieltruppe die Moderne ins Märchen umsetzte. Zur Aufführung nämlich gelangt eine Sparversion. Schneewittchen musste sich in Hannover mit nur vier Zwergen begnügen. In einem Kommentar wurde berichtet, dass ein fünfter Zwerg unabkömmlich im Bergwerk war und Überstunden kloppte. Von Zwerg Sechs und Wichtel Sieben wurde nichts berichtet. Die Aussage ist dennoch deutlich: Es geht wieder aufwärts mit dem Land, wenn schon Überstunden notwendig werden. Dass die frohe Botschaft in Hannover verkündet wurde, ist nur zu verständlich. Schließlich wohnt hier der Kanzler.

Man wird diesen Umschwung auch heute im Einzelhandel spüren. Denn der heutige Tag ist auch der, den wir den Tag des Umtausches nennen. Wenn also zum Beispiel die Gattin in uncharmanter Anspielung das Buch „MoppelIch“ geschenkt bekommen hat, kann sie es umtauschen gegen zum Beispiel das Buch „Der Pubertist“. Oder so. Werden eigentlich noch Krawatten verschenkt heutzutage? Auf der Liste der beliebtesten Umtauschobjekte nahm die Krawatte jahrzehntelang einen Spitzenplatz ein. Wahrscheinlich aber tauschen heute Pubertisten die geschenkten pädagogisch wertvollen Computerspiele um gegen das Brutalo-Game „Halo 2“. Alte Werte zählen ja praktisch heute nichts mehr, nicht im Wichtelland und auch nicht im Einzelhandel. Aber wenn es der Wirtschaft nützt, bitte schön.

Es sei in diesem Zusammenhang aber dennoch an einen alten Wert erinnert. Das heißt, an einen seiner Missionare, nämlich an Wilhelm von Rubruk. Den kennt mutmaßlich mal wieder keine Sau. Wilhelm erreichte just am 27. Dezember nach langer beschwerlicher Reise Karakorum in der Mongolei. Das war im Jahre 1253 und Wilhelm, der Franziskanermönch, reiste im Auftrag des französischen Königs Ludwig IX. Eigentlich wollte Wilhelm den dort wohnenden Großkhan Mangu zum gemeinsamen Kampf der westlichen Christen gegen den Islam überreden. Mangu wollte aber nicht. Ludwig ging dann allein auf Kreuzzug. Es ist schon erstaunlich, was zwischen den Jahren alles passiert. uem

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