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Politik: … die Pause Arbeitsplätze schafft

Gott war müde. Bitte, das ist kein Vorwurf, er hatte schließlich ziemlich lange gewerkelt und geschuftet.

Gott war müde. Bitte, das ist kein Vorwurf, er hatte schließlich ziemlich lange gewerkelt und geschuftet. Er musste die Kellerassel erschaffen, die Hagebutte, das Matterhorn, den Scharmützelsee und noch einiges mehr. Mann und Frau, ja, die auch. Es reichte dann, irgendwann wollte auch Gott mal die Füße hochlegen. Er machte Siesta. Und also steht im Schöpfungsbericht der Bibel: „Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.“

Dies war die erste urkundlich erwähnte Pause der Menschheitsgeschichte.

Ein bisschen später hat die IG Metall Gottes Idee aufgegriffen und tarifvertraglich verfeinert. Beim Daimler in Stuttgart beispielsweise wurde in den 70er Jahren eingeführt, am Ende jeder Stunde sollten die Arbeiter es sich fünf Minuten gemütlich machen. Austreten vielleicht, ein paar launige Worte mit den Kollegen wechseln, die Aufstellung des VfB Stuttgart diskutieren, den mitgebrachten Rettichsalat umrühren und so weiter… Humanisierung der Arbeit nannte man das – lang, lang ist’s her.

Jetzt wollen die Daimler-Bosse diese fünf Minuten wiederhaben. Sonst müssen sie leider nach China oder Südafrika. Dabei waren auch Konzernchefs mal Schüler. Sie sollten also wissen, wie wichtig sie ist, die Pause. Der Pausenhof, zentraler Ort der Sozialisation. Husten nach dem ersten Zug an der Zigarette. Mädchen spielen Gummitwist und bereden, wen sie süß finden. Flirtübungen. Das Pausenbrot. Jungs tauschen Sammelbildchen von Fußballern. Rempeln und raufen. Schnell noch die Hausaufgaben für die nächste Stunde…

Irgendwie ist sie einem lieb geworden, die Pause. Niemand käme etwa in der Oper auf die Idee zu brüllen: „Die Trompeter sollen durchblasen, erster Akt, zweiter Akt… bis zum letzten Ton!“ Statt dessen Flanieren im Foyer, am Sektkelch nippen. Posieren eben. Oder beim Fußball, die Bratwurst in der Halbzeit. Der Mythos: Pausentee. Was hat der Trainer denen beim Pausentee geflüstert, wie haben die das Spiel noch umgebogen?

Heute gibt es auf die Pause – gesellschaftlich – den dualen Blick. Akzeptiert: die Babypause; Harald Schmidts Kreativpause; Zwangspause für Berufskraftfahrer; Pausentag bei der Tour de France. Gar nicht gut: Arbeitspause. Selbst ökonomisch ist das falsch gedacht. Um die kleine Pause herum ist ein ganzer Markt entstanden: die Pausensnackindustrie. Schokoriegel, Bifi, Milchschnitte, Snackbuden. Ja, die neoliberalen Pausenräuber sind die Jobkiller! (Verzeihung, anders verstehn die’s nicht.) not

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