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Politik: ...die Störche fliehen

Man wird Storchs nicht zu nahe treten, wenn man sie als Ossis bezeichnet. Im Vorjahr wurden alleine auf den Dächern Brandenburgs und SachsenAnhalts 1978 Storchenpaare gezählt.

Man wird Storchs nicht zu nahe treten, wenn man sie als Ossis bezeichnet. Im Vorjahr wurden alleine auf den Dächern Brandenburgs und SachsenAnhalts 1978 Storchenpaare gezählt. Lächerlich dagegen die drei Paare, die in Nordrhein-Westfalen ansässig waren. Vom Wessi-Storch ist darüber hinaus zu berichten, dass darunter verabscheuungswürdige Kapitalisten sind. Wie jenes Paar im holsteinischen Krogaspe, das fett und bräsig auf einem Golfplatz sitzt und gebrauchte Golfbälle bebrütet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Hoffnung, viele Golfbälle zu besitzen. Gebrauchte Golfbälle ab 35 Cent das Stück sind ein Riesenmarkt im Internet. Wie die Heuschrecken, diese Wessi-Störche.

Das Ost-West-Gefälle im Storchwesen hat auch etwas mit guter Luft und Froschreichtum zu tun. Störche sind nämlich Indikatoren für biologisch noch nicht verarmte Gebiete. Und die Beitrittsgebiete sind ja praktisch allesamt Biotope, mal von Bitterfeld abgesehen. Oder muss man schon sagen: waren Biotope? Es ist in diesen Tagen eine dramatische Landflucht zu beobachten. Etliche Paare, die im vergangenen Herbst wie jedes Jahr Haus und Hof verließen, um in wärmeren Regionen zu überwintern, sind nicht mehr zurückgekommen. Fuhr man früher durch die Prignitz, dann waren über von Menschen verlassenen Häusern immerhin noch die Nester bewohnt. Und nun steht jedes dritte Nest leer. Rühstädt, im Vorjahr mit 33 bewohnten Nestern noch das Storchendorf schlechthin, meldet nun für elf Nester Leerstand. Aber ist es ein Wunder, dass nach den Menschen nun auch die Störche abhauen, wenn der Region die Landesfördermittel zusammen gestrichen werden und sie aufgegeben wird? Frösche und Würmer werden sich selbst überlassen, es gibt kein Regulativ mehr, sie können sich schließlich nicht selber fressen. Bald wird der ICE, der immer zwischen Hamburg und Berlin zu spät kommt, gar nicht mehr fahren können, weil die Gleise bevölkert sind von hemmungslos und ungestört sich vermehrenden Fröschen und Würmern. Dann ist die Region völlig – kann man noch sagen – auf den Hund gekommen?

Bei aller Klugheit der Störche, es ist noch offen, woher sie Wind bekommen haben von den Förder-Plänen. Möglicherweise vom Krogasper Kapitalistenpaar, das Mitbewerber auf dem Golfballmarkt gar nicht erst ins Land lassen will, um das Monopol zu wahren. Dann ist es wie überall, der Wessi wird reicher und reicher und der Ossi muss draußen bleiben.

Es könnte für die Flucht des OssiStorchs aber auch eine simplere Erklärung geben: Bei diesem Sauwetter jagt man keinen Storch vor die Tür.uem

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