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Politik: ... die Venus eine Sonnenbrille verlangt

Bitte, kein schlechtes Wort über Italien oder den Italiener als solchen. Es gibt erstens keinen Grund dazu, und zweitens ist das Verhältnis Deutschlands zu Italien ziemlich…, na ja: delikat.

Bitte, kein schlechtes Wort über Italien oder den Italiener als solchen. Es gibt erstens keinen Grund dazu, und zweitens ist das Verhältnis Deutschlands zu Italien ziemlich…, na ja: delikat. Diplomatisches Vorgehen ist geraten. Ein böses Wort (wie seinerzeit Stefano Stefanis „diese einförmigen Blonden…fallen lärmend über unsere Strände her“), ein solcher Schmäh gen Süden geschickt, und Silvio Berlusconi sagt seinen geplanten Urlaub im Weserbergland ab. Es ist vielmehr so, dass man sich ernsthaft Sorgen um den italienischen Mann machen muss, Stichwort: VenusTransit.

Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat, hier die Fakten: Heute um 7.20 Uhr schiebt sich von links der Planet Venus vor die Sonne und wandert dann sechs Stunden und drei Minuten lang vor dieser herum. Dieser astronomische Gigaknaller ist in Europa erst wieder im Jahr 2117 zu sehen. Und dann wieder... egal, es ist noch eine Weile hin. Man kann den Venus-Transit mit Fug ein Jahrhundertereignis nennen. Und was passiert? Sind die Menschen hysterisch? Reden sie über nichts anderes mehr? Stehen sie vor der Sonne Schlange wie bei der MoMa in der Neuen Nationalgalerie? Nichts davon. Deutschland ruht in völliger Gelassenheit, venusmäßig betrachtet.

Genau darum hat Johannes Rau kürzlich in einer Rede gebeten: Schluss mit der permanenten Dauererregung! Macht nicht aus jeder Pfütze eine Sturmflut, eine Jahrhundertsturmflut! Was den Venus-Transit angeht, ist der Bundespräsident von den Bürgern erhört worden.

Der italienische Mann, ach so…. ja, den italienischen Mann bewundern wir ungeschlachten (Wurstel con) Krautis wegen seiner angeborenen Lässigkeit, dieser Grandezza, mit der er noch im verschwitzten Fußballtrikot sagenhaft gut aussieht. Der italienische Mann hat auch eine sehr hübsche Art entwickelt, Sonnenbrillen ihrem wahren Zweck zu entfremden. Italiener lassen ihre occhiali da sole an einem Bügel am Ohr baumeln oder stecken sie in die buschige Brustbehaarung. Sie tragen Sonnenbrillen sogar umgedreht, als hätten sie im Hinterkopf ihre Augen. Sie setzen sie jedenfalls nicht - niemals! - auf die Nase. Heute aber, verehrte italienische Männer, ist das gefährlich! Denn wer dem Venus-Transit zuschaut, warnen Wissenschaftler, muss sich schützen, sonst droht Erblindung, sprich: Die Augen brauchen einen Sonnenfilter.

Die „Zeit“ schrieb übrigens (auf diese Idee muss einer kommen), „verrußtes Glas oder belichtete Filmnegative“ seien als Schutz ungeeignet. Benutzen wir halt, ganz unitalienisch, die Sonnenbrille. not

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