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Politik: ... George Bush ins Kabel beißt

Der aufgeklärte Zeitgenosse im alten Europa neigt dazu, Störungen in der transatlantischen Kommunikation einzig und allein George Bush junior zuzuschreiben. Der Mann kann’s eben einfach nicht, denkt der Europäer hochmütig, der will die Verbindungen nach Paris, Berlin und Moskau kappen.

Der aufgeklärte Zeitgenosse im alten Europa neigt dazu, Störungen in der transatlantischen Kommunikation einzig und allein George Bush junior zuzuschreiben. Der Mann kann’s eben einfach nicht, denkt der Europäer hochmütig, der will die Verbindungen nach Paris, Berlin und Moskau kappen. Einfach so.

Das ist falsch. Der 48. Geburtstag des ersten transatlantischen Telefonkabels an diesem Samstag sollte uns Anlass sein, die Geschichte der Kommunikationsstörungen zwischen der Alten und der Neuen Welt ehrlich zu erzählen. Die Wahrheit ist nämlich, dass es nur ganz selten einmal einzelne Männer sind, die das Gespräch über den Ozean hinweg zum Ersterben bringen. Meist sind es einzelne Haie.

Der Hai ist der schlimmste Feind des Kabels. Kabelkundige fürchten das Tier seit den ersten TelegrafenstrippenVersuchen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Lieber als an appetitlichen Surferinnen nascht es an den Gummiummantelungen von Unterwasserleitungen. Beherzt schlägt es seine Zähne in die Glasfaser-Tiefseekabel noch so börsennotierter Telefongesellschaften. Wohlig räkelt es sich im sanften Kribbeln der Magnetfelder einpoliger Gleichstromkabel. Da weiß es noch nicht, dass es gleich tot sein wird. Strom ist selbst für Haie ungesund.

Dies führte schon im 19. Jahrhundert, in der Frühzeit der Seekabel, dazu, dass Morsezeichen aus der Tiefe schnell für immer verstummten. Ein paar Tage, einige hundert Wörter, und schon war es vorbei. Stille.

Auch 1956, als zum ersten Mal Telefongespräche zwischen der Neuen und der Alten Welt möglich waren, war es der Hai, der die Kommunikation gefährdete. Das letzte Mal schlug er vor drei Jahren zu: Da trennte ein Haibiss zwei Tiefseekabel der Singapore Telecom und schnitt die Einwohner Singapurs für Stunden vom Rest der Welt ab.

Schuld ist der Hai, ruft der Kabelhistoriker. Doch: In einer Welt, in der alle Tierschützer sein wollen und niemand mehr Telefon- oder Technikschützer werden will, gibt es für so einfache Wahrheiten keinen Platz. Rettet den Hai, fordern die Baumumarmer und Wattenmeerumherplanscher stattdessen. Verlegt keine einpoligen Telefonkabel mehr. Nicht die Haie zerstören das Kabel. Die Kabel zerstören den Hai.

Wir im alten Europa sehen das so. Der Hai ist George Bush. Erst beißt er zu und unterbricht die Kommunikation. Dann kriegt er einen heftigen Schlag und treibt mit dem Bauch nach oben. Und jetzt sollen ihm die Tierschützer von den Vereinten Nationen helfen. Blöd nur, dass das Telefon nicht geht. uwe

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