zum Hauptinhalt

Politik: … Horst Seehofer öffentlich wird

Was ist denn jetzt nun ein geordnetes Privatleben? Ist es jenes, in dem der Gatte die Gattin „Muschi“ ruft, statt Karin, wie Frau Stoiber eigentlich von Geburt an heißt?

Was ist denn jetzt nun ein geordnetes Privatleben? Ist es jenes, in dem der Gatte die Gattin „Muschi“ ruft, statt Karin, wie Frau Stoiber eigentlich von Geburt an heißt? Oder kann es auch zu großen Teilen auf dem Motorrad stattfinden, das von zarten, aber schwarz behandschuhten Händen durchs Fürther Land gelenkt wird? Möglicherweise spielt es auch in New York, vor einer Filiale des Broilerbräters „Wienerwald“, wie weiland beim großen Vorsitzenden Franz Josef Strauß der weiland noch großen CSU aus dem immer und stets schön geordneten Bayern. Vielleicht auch in den Bergen, in denen einst ein verheirateter Wirtschaftsminister seine große Liebe fand, einen Skistar. Darum nämlich geht es: ums Privatleben des Vorsitzenden der CSU, zumindest um das Privatleben eines Kandidaten zum Vorsitz der CSU.

Warum es darum geht? Weil gleich drei Frauen der CSU gerade gefordert haben, dass Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer sein Privatleben vor einer Kandidatur für den Parteivorsitz ordne. „Wenn Horst Seehofer partnerschaftlich hin- und hergerissen ist, nimmt ihm das die Kraft, die die Partei so dringend braucht“, sagt Christa Matschl, Landtagsabgeordnete. „Ich gehe davon aus, dass er sein Privatleben bis zum Parteitag geklärt hat und das erwarten auch die Mitglieder“, sagt Dorothee Bär, Bundestagsabgeordnete. „Wenn Horst Seehofer öffentlich angekündigt hat, sein Privatleben zu bereinigen, dann sollte er auch jetzt zu seinem Wort stehen“, sagt Ingrid Fickler, Landtagsabgeordnete. Die Landrätin aus Fürth hat diesmal nichts gesagt, aber trotzdem, vergelt’s Gott, die Frauen der CSU, so langsam gehen sie einem doch ein bisserl auf die Nerven.

Dass es in Parteien mit einem großen C im Namen mitunter auch bigott zugeht, daran hat man sich gewöhnt. Auch dort nämlich waren die größten Kritiker der Elche früher selber welche. Oder, um es nicht mit der Frankfurter Schule auszudrücken, sondern mit einem den C-Leuten vertrauteren Spruch: „Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

Das Privatleben von Frau Matschl, Frau Bär und Frau Fickler wird hier selbstverständlich nicht ausgebreitet. Weil, was ist eigentlich noch privat am Privatleben, wenn es einer erst einmal öffentlich ordnen muss? Dann ist es doch Öffentlichleben. Über das Öffentlichleben haben sich weder Frau Matschl noch Frau Bär und auch Frau Fickler geäußert, ans Öffentlichleben haben sie offensichtlich keine Forderung. uem

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false