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Politik: ...man mit blauem Auge nicht davonkommt

Heute ist der Tag, an dem das Leben unter die Lupe genommen werden soll, und zwar, wie es wirklich spielt. Ach, das wirkliche Leben!

Heute ist der Tag, an dem das Leben unter die Lupe genommen werden soll, und zwar, wie es wirklich spielt. Ach, das wirkliche Leben! Im nicht enden wollenden täglichen Nachrichtenstrom gerät es ja gelegentlich ein wenig aus dem – Achtung! – Blickfeld, weswegen wir froh sind, an dieser Stelle kurz eine Meldung der österreichischen Zeitung „Der Standard“ zitieren zu dürfen, in der ein Vorfall geschildert wird, der sich in dieser Woche in Obermillstatt ereignet hat, einer, wie man wohl sagen darf, sonst eher ruhigen Ecke.

Hier nun die Nachricht im „Standard“: „Ein bewaffneter und maskierter Mann hat am Dienstag gegen Mittag die Raiffeisenbank in Obermillstatt im Kärntner Bezirk Spittal/Drau überfallen. Er konnte mit rund 4000 Euro flüchten, eine Alarmfahndung blieb vorerst ohne Erfolg. Der Räuber bedrohte eine Angestellte mit einer Pistole und zwang sie so, ihm das Geld aus der Kassenlade auszuhändigen. Danach flüchtete der Täter in einem Pkw, der von Zeugen als Audi oder BMW älteren Baujahres beschrieben wurde.“

Um es vorwegzunehmen: Der Mann ist bereits gefasst, und das hat weder mit der vermeintlichen Altersschwäche seines Fluchtgefährts zu tun noch mit der doch etwas grobkörnig geratenen Beschreibung desselben durch ortsansässige Zeugen.

Nein, die Bankangestellte hat ihn erkannt! Die, die vom Räuber mit vorgehaltener Pistole gezwungen worden war, ihm das Geld aus der – was immer das auch sein mag – Kassenlade auszuhändigen. Wahrscheinlich ist der jungen Frau, aber das ist nur eine Vermutung, die Kinnlade heruntergefallen, als sie nach dem Geld in der Kassenlade griff – denn als sie dem maskierten Räuber das Geld gab, sah sie dessen Augen, und die waren so blau, so blau, wie hätte sie diese Augen jemals vergessen können?

Mag sein, das ist eine Spur zu romantisch formuliert, der Kärntner Gendarmerie gelang dadurch jedenfalls ein formidabler Fahndungserfolg. Das Geld ist wieder in der Kassenlade. Der Räuber hinter Gittern. Er war die erste große Liebe unserer tapferen Kassiererin…

Gerne wüsste man nun mehr: Hat er sie verlassen? Oder sie ihn? Hat das Schicksal in jenem Moment seine Weichen gestellt, und zwar dergestalt, dass sich die Karrieren zweier junger Menschen im Kreditwesen – Bankangestellte (sie), Bankräuber (er)– zwangsläufig auf so unglückliche Weise kreuzen mussten? Und verflucht er den Tag, an dem er mit ihr gemeinsam „Casablanca“ gesehen hat? Vor allem die Stelle, wo Bogie zur Bergman sagt: „Ich schau dir in die Augen, Kleines.“ Vbn

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