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Politik: … nicht gegessen wird, was auf den Tisch kommt

Zwei prägnante Beispiele dafür, dass der Kampf der Kulturen längst nicht mehr vor den Mittags- und Abendbrottischen dieser Welt halt macht, haben uns zur Wochenmitte aus New York und Rotherham erreicht. Letzteres ist kein Druckfehler.

Zwei prägnante Beispiele dafür, dass der Kampf der Kulturen längst nicht mehr vor den Mittags- und Abendbrottischen dieser Welt halt macht, haben uns zur Wochenmitte aus New York und Rotherham erreicht. Letzteres ist kein Druckfehler. Es liegt also nicht in Holland, wie man annehmen könnte, sondern in England.

Zuerst New York. Dort verzichtete Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad auf die Teilnahme an einem der üblichen Essen, die am Rande der UN- Sitzungswoche gegeben werden, weil zu der imposanten Speisenfolge Alkohol gereicht werden sollte. Nun wollen wir uns hier (auch angesichts unserer Unkenntnis über den aktuellen Stand des iranischen Urananreicherungsprogramms) bitte nicht in platter, gar islamophober Weise darüber lustig machen. Mit der Bemerkung etwa, dass man zur Not auch ohne Alkohol fröhlich sein kann, wie gerade George W. Bush bei derartigen Anlässen immer wieder beweist, bei denen er dann beherzt zum Saftglas greift.

Die Vermutung darf aber erlaubt sein, dass Ahmadinedschad ein politisches Signal aussenden wollte, nach dem Motto: Sagt mir, was ihr trinkt, und ich sage euch, was für Flaschen ihr seid. Sinnbildlich gesprochen. Könnte aber auch sein, Irans Präsident wollte sich der ebenso ehernen, wie weltumspannenden Regel widersetzen: Gegessen (in diesem Fall getrunken) wird, was auf den Tisch kommt!

Jetzt Rotherham, im Prinzip die gleiche Geschichte, nur ganz anders. An der Rawmarsh Comprehensive School in Rotherham nämlich haben sie unlängst das Schulessen umgestellt. Alles ist dort nun ein bisschen gesünder geworden, schmeckt dafür aber nicht mehr so gut. Kurz, die Schüler hatten das Essen schon satt, bevor es auf den Tisch kam. Nur mit dem Widerstand dagegen war es anfangs nicht so einfach. Die Ahmadinedschad-Variante (Ich komm nicht, ich trink nix) fiel aus. Anders als bei Abendessen der Vereinten Nationen herrscht in englischen Schulen Anwesenheitspflicht, weswegen in Rotherham nun empörte Eltern ihren Kindern während der Pause die gewohnt üppigen Fish-and-Chips-Portionen an den Schulzaun bringen.

Hier enden die Parallelen. In Rotherham hat der Schuldirektor protestiert, in New York nicht mal Kofi Annan. Möglich allerdings, dass Rotherham Schule macht, auch bei den UN. Vielen Dank, könnte Ahmadinedschad beim nächsten Galadinner sagen, wenn der Kellner mal wieder bedrohlich mit dem Rosé um die Ecke biegt, um seinerseits flugs zur Thermoskanne zu greifen, „aber ich habe mir schon was mitgebracht“. Vbn

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