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Politik: ...nur menschliche Größe zählt

Je besser es den Menschen geht, desto mehr schießen sie in die Höhe. Die Westdeutschen zum Beispiel sind in den vergangenen fünfzig Jahren zuerst in die 1,70Meter-Durchschnittszone hineingewachsen und haben sie dann mit viel Milch, Butter und Schweinekoteletts hinter sich gelassen.

Je besser es den Menschen geht, desto mehr schießen sie in die Höhe. Die Westdeutschen zum Beispiel sind in den vergangenen fünfzig Jahren zuerst in die 1,70Meter-Durchschnittszone hineingewachsen und haben sie dann mit viel Milch, Butter und Schweinekoteletts hinter sich gelassen. Die Amerikaner haben im Durchschnitt die 1,75-Meter-Marke durchbrochen und danach das Basketball-Spiel zur Nationalsportart gemacht. Die Japaner haben sich in den vergangenen Jahren um zwölf Zentimeter auf 1,72 Meter verbessert – nun platzen sie langsam aus den engen Papierhäuschen heraus, in denen sie vor wenigen Dekaden noch ganz bequem wohnen konnten.

Das ist Fortschritt. Geht’s mal nicht so gut, macht der Fortschritt sogleich halt. Der Mensch stellt, wie Oskar Matzerath in der „Blechtrommel“, das Wachsen unverzüglich ein, wenn ihn etwas bedrückt. Ganz sensibel ist er da, der Mensch. Besonders schlecht haben es in dieser Hinsicht die Nordkoreaner (Durchschnitt: 1,59 Meter). Nichts zu essen, keine Freiheit. Immer Stress mit Amerika. Der Südkoreaner bringt es dagegen schon auf 1,65 Meter.

Auch in unserem Land wurden seit der Wende nicht nur Fortschritte gemacht. Die Ostdeutschen haben zwar zuerst einmal aufgeholt – mehr Freiheit, besseres Essen, kein Stress mehr mit Amerika. Aber kaum stehen Einheitsfrust, Hartz IV und ein klitzekleines bisschen Stress mit Amerika auf dem Programm, fallen sie wieder zurück. Auch bei der Körpergröße.

Die Mauer verläuft auf Schulterhöhe. Nun denkt man: Wer nicht wächst, hat auch im globalenWettbewerb schlechte Karten. Man traut größeren Menschen mehr zu, gibt ihnen mehr Macht, mehr Verantwortung, mehr Geld. Stimmt das? Von Gerhard Schröder und Joschka Fischer wissen wir, dass sie im wirklichen Leben ziemlich klein sind. Und doch haben sie die meiste Macht, bekommen die schönsten Frauen. Hartmut Mehdorn – er würde nicht einmal Napoleon überragen – ist Alleinherrscher bei der Deutschen Bahn. Humphrey Bogart war fast ein Zwerg. Und Tom Cruise könnte aus Nordkorea stammen, körpergrößentechnisch.

Erfolgreiche Kleine sorgen dafür, dass man sie für richtig groß hält. Humphrey Bogart ließ Ingrid Bergman in einem Graben neben sich her laufen, als die beiden durch Casablanca flanierten. Tom Cruise muss gelegentlich zum Küssen auf eine Kiste steigen. Gerhard Schröder, Joschka Fischer? Wer Amerika so viel Stress macht, kann gar nicht klein sein. Kleine Menschen sind eben Sieger. Ostdeutschland darf hoffen. uwe

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