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Politik: ...Politik egal ist

Große Duelle weltgeschichtlichen Ranges sind selten. Wyatt Earp und Doc Holliday gegen die Clantons, Fischer gegen Kasparow, Stoiber gegen Merkel – alle paar Jahre kommt es zu einem dieser Zusammentreffen, von denen alle, die dabei waren, später sagen, sie seien dabei gewesen.

Große Duelle weltgeschichtlichen Ranges sind selten. Wyatt Earp und Doc Holliday gegen die Clantons, Fischer gegen Kasparow, Stoiber gegen Merkel – alle paar Jahre kommt es zu einem dieser Zusammentreffen, von denen alle, die dabei waren, später sagen, sie seien dabei gewesen. Sofern sie überlebt haben.

Das große TVDuell der kommenden Nacht wird keine Menschenleben fordern, jedenfalls nicht unmittelbar. Bush gegen Kerry, Kerry gegen Bush, und das vor einer nach Milliarden zählenden Öffentlichkeit, das muss zumindest unser aller Neid wecken. Denn wenn zwei werdende US-Präsidenten aufeinander treffen, dann ist das einfach sexy, ein Kampf Mann gegen Mann. Nicht so wie in Deutschland, wo die Moderatoren den Kanzlerkandidaten gut abgehangene Fragen vorlesen, wo immer irgendein naseweiser Westerkofer oder Bütiwelle mitteilt, hallo, er sei aber auch noch da und wolle die Gelegenheit nutzen, um den Wählern… Sondern: Zack! Und Zack! All jenen, die uns jetzt entgegenschleudern, da gehe es ja ü-ber-haupt nicht um politische Inhalte, sei gesagt: Ja, eben! Der Zweck besteht vielmehr und ausschließlich darin, den Gegner einen Fehler machen zu lassen, der ihn den Kopf kostet. Nixons Bartschatten im Kampf gegen Kennedy, der ihn schon als Schurken erkennbar machte, lange bevor er einer war, Gerald Fords Mitteilung 1976, es gebe keine sowjetische Dominanz über Osteuropa, Jimmy Carters Behauptung, seine Tochter Amy berate ihn in Fragen der Rüstungskontrolle – kleine Pannen, die den Lauf der Weltgeschichte verändert haben, und das nicht zu knapp.

Wir können also sicher voraussagen, dass George W.Bush auf die Frage, von wem er sich denn beraten lasse, keinesfalls sagen wird: Ähm, also, meine Töchter haben, wenn sie gerade mal nüchtern sind, recht detaillierte Vorstellungen über die Lösung des Sudan-Problems. Und Kerry wird sich penibel rasieren und garantiert nicht erklären, er habe seine Meinung zum Irakkrieg vor allem deshalb gewechselt, weil nun all diese scharfen Rockstars für ihn Reklame machen.

Es wird vermutlich so ausgehen, dass in der Debatte selbst überhaupt nichts passiert. Die Bush-Leute werden sagen, ihr Mann habe haushoch obsiegt, und Kerrys Truppe ihrerseits muss zwangsläufig betonen, der Präsident könne sich nach diesem einseitigen Schlagabtausch schon mal präventiv einpökeln lassen. Es folgen zwei weitere Duelle mit dem gleichen Ergebnis; wer hinterher die Wahl verliert, hat die entscheidenden Fehler gemacht. Wir können immerhin sagen, wir seien dabei gewesen. bm

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