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Politik: ... Rudi der Otto ist

Es geht gegen Holland. Damit ist alles gesagt.

Es geht gegen Holland. Damit ist alles gesagt. Es geht nur um ein Fußballspiel. Wegen eines Fußballspiels muss man nicht gleich rot sehen. Aber die haben schließlich angefangen mit ihrem OranjeTrikots. Seit 50 Jahren ist es immer so, dass Holland anfängt.

Laut einer Umfrage würde die Mehrheit der Deutschen Trainer Rudi Völler eine Niederlage verzeihen. Das erinnert an die jüngste Bundestagswahl. Danach war Kanzler Schröder ungemein beliebt. Heute ist er das nicht mehr, ruckzuck geht das. Ob die Mehrheit der Deutschen nach dem Spiel immer noch zu Rudi steht? Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Politik und Fußball. (Und Ruhe jetzt da hinten: Von wegen, Fußball, bleib’ bei deinen Leisten, der Zusammenhang ist kein verschwurbeltes Gebrabbel, den haben Soziologen herausgefunden. Basta!).

Schröder stürzt ab, Merkel frohlockt. Wer frohlockt, wenn Völler abstürzt? Otto Rehhagel! Der Mann trainiert Griechenland. Griechen können kein Fußball, haben aber unter Rehhagel Portugal besiegt. Eine Boulevardzeitung hat geschrieben: „Rudi, mach’s wie Otto!“ Rehhagel hat auch mal Kaiserslautern trainiert, Kaiserslautern kann auch kein Fußball mehr, ist aber unter Rehhagel Meister geworden. Rehhagel war 14 Jahre Trainer bei Werder Bremen. 14 Jahre Trainer bei einem Verein, das ist wie 16 Jahre Kanzler. Rehhagel ist also wie Kohl. Nur dass er dünner ist. Rehhagel natürlich.

Aber Fußballspielen lässt er genauso. Sehr, sehr altmodisch, irgendwie antik. Aber das passt ja zu Griechenland. Man spielte so in den fünfziger und sechziger Jahren Fußball. Damals hieß der Libero noch Vorstopper. Der Vorstopper sorgte für Stillstand.

Dann kommt noch dazu, dass auch Rehhagel immer alles besser weiß. Und irgendeine Meinung neben seiner lässt er auch nicht gelten. Aber er gewinnt. Wie Kohl.

Wenn Völler verliert gegen Holland, wird jemand nach Griechenland schauen und denken: „Ei, der Otto.“ Und schreiben würde dieser jemand in großen Buchstaben: „Otto, rette uns.“ Rehhagel würde sich geschmeichelt fühlen und uns retten wollen. Aber ob wir das schön finden?

Wenn Schröder stürzt, kommt Merkel. Bleibt die Frage, wer die Frau Merkel des deutschen Fußballs ist? Rehhagel nicht, der ist schon Kohl. Ottmar Hitzfeld, der frühere Bayern-Trainer? Der hat aber nichts Merkeliges an sich. Dürfte er trotzdem? Am besten ist: Lauft Männer, lauft, wie ihr noch nie gelaufen seid und besiegt Holland, so wie es sich gehört. Erspart uns die Debatte. uem

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