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Politik: … scheiden nicht mehr wehtut

Die inspirierende Wirkung von Waldspaziergängen ist mit einiger Sicherheit noch nicht hinreichend erforscht. Dass man in freier Natur gelegentlich auf vernünftige Gedanken kommen kann, zumal dann, wenn man einen Hund dabeihat, liegt indes auf der Hand.

Die inspirierende Wirkung von Waldspaziergängen ist mit einiger Sicherheit noch nicht hinreichend erforscht. Dass man in freier Natur gelegentlich auf vernünftige Gedanken kommen kann, zumal dann, wenn man einen Hund dabeihat, liegt indes auf der Hand. Erinnert sei hier kurz an jene legendäre Wanderung (Genf, 1982) bei der sich die Abrüstungsbeauftragten der USA und der Sowjetunion (doch, die gab es damals noch) in der Frage der Mittelstreckenraketen näher kamen – und das sogar ohne Hund. Seitdem darf der „Waldspaziergang“ durchaus als Synonym für den kreativen Umgang mit Problemen mittlerer oder gar größerer Reichweite verwendet werden.

Anders ausgedrückt: Kathryn Loughnan hätte stutzig werden müssen, als sie vor noch gar nicht so langer Zeit mit ihrer zehnjährigen Tochter Libby durchs Gehölz im heimischen Ringwood stapfte, und diese, dabei Stöckchen werfend, Zeugs von sich gab, das schwer ins Philosophische driftete. Jedesmal wenn ich den Stock wegwerfe, beschied Libby ihrer Mutter, „schmeiße ich auch etwas weg, was mich belastet“.

Der Rest des Dialogs ist leider nicht überliefert, könnte aber mit einem milden „schon gut, mein Kind“ ein eher abruptes Ende gefunden haben. Mädchen, zehnjährig, neigen bisweilen dazu, das große Ganze im Allerkleinsten erfassen zu wollen. Scheidungskinder auch. Libby vereint beides auf sich.

Die Geschichte wäre hier zu Ende, hätte es das Mädchen beim Stöckewerfen belassen. Hat es aber nicht. Libby entdeckte – siehe oben – die befreiende Wirkung ihres Tuns und brachte sie alsbald zu Papier. Nach und nach entstand so ein kleiner Katalog der Ermunterung. Sag morgens vor dem Spiegel: Ich werde immer besser, Tag für Tag, schrieb Libby, oder: Denke an lustige Sachen! Der Ratgeber schwoll an, mittlerweile ist er 60 Seiten stark. Ende des Monats nun bringt ihn ein Verlag aus dem schottischen Inverness auf den Markt, Titel: „Hilfe, Hoffnung und Glück“.

Traurige Geschichte, oder? In welch marodem Zustand befindet sich die Gesellschaft drüben auf der Insel eigentlich, wenn dort schon Kinder „Scheidungsratgeber“ schreiben müssen? Ist das Buch erst auf dem Markt, hält Libby zudem den inoffiziellen Titel der „jüngsten Scheidungsratgeberin der Welt“. Das ist nicht minder traurig, wird ihr aber zu einer gewissen Popularität im britischen Kabelfernsehen verhelfen, jede Wette.

Fürs Guiness-Buch der Rekorde ist die Autorin indes zu alt. Der Platz ist nach wie vor vergeben an eine Vierjährige, die 1964 in den USA ihr Werk „How The World Began“ veröffentlichte. Aus der Feder eines Kleinkindes wollte man das immer schon mal wissen. Vbn

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